Was der Klein Report schon vor zwei Monaten angekündigt hat, ist jetzt definitiv und bestätigt: Die AZ-Medien AG von Peter Wanner geht ab Beginn des neuen Jahres in die Eigenregie. Das teilte Wanner am Mittwoch mit - und sogleich konterte die ausgebootete Publicitas, der Vertrag mit der «Aargauer Zeitung» als zentralem Element der bisherigen Vereinbarung könne frühestens per Ende 2012 beendet werden.
Das Seilziehen um den Zeitpunkt ist bedeutungsvoll: Insgesamt macht die «P» dieses Jahr «etwa 100 Millionen Franken Umsatz» mit den AZ-Titeln, wie Verleger Peter Wanner gegenüber dem Klein Report erklärte. Es gehe um einen «substanziellen Betrag» bestätigte auch der zuständige Publicitas-Regionaldirektor René Gehrig gegenüber dem Klein Report, ohne allerdings Zahlen zu nennen. Und dies, nachdem der ebenfalls per Ende des laufenden Jahres gekündigte Vertrag mit der Edipresse weitere 200 Millionen Franken in der «P»-Kasse fehlen lässt.
Darum will die Publicitas ihre Organisation für die AZ-Vermarktung «aufrechterhalten», sagte der «P»-Regionaldirektor Gehrig am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Doch Peter Wanner ist überzeugt, das Recht auf seiner Seite zu haben. «Es stimmt, dass der Vertrag bis Ende 2012 läuft, aber es gibt eine Ausstiegsklausel bei Schlechterfüllung des Vertrags, und auf die berufe ich mich», betonte er gegenüber dem Klein Report. Die Publicitas liege «deutlich hinter dem Budget», und er sehe einer allfälligen juristischen Auseinandersetzung zum Thema «gelassen entgegen».
Nicht bestritten ist seitens der «P» die Beendigung der übrigen Regieverträge per Ende 2009. Die Publicitas kündigte darum am Mittwoch an, ihre Vermarktungsorganisation entsprechend anpassen zu müssen. «Ein Stellenabbau und die Schliessung von Niederlassungen können dabei nicht ausgeschlossen werden», heisst es in der «P»-Mitteilung. Die Publicitas werde «alles unternehmen, die betroffenen Mitarbeitenden intern neu einzusetzen, sie bei einem Wechsel zu AZ-Medien zu unterstützen und einen möglichen Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten».
Damit aber noch nicht genug: Es würde nicht überraschen, wenn sich Publicitas und AZ-Medien nicht nur wegen des Ausstiegstermins vor dem Richter treffen würden. «Die Schadenersatzfrage ist noch offen», betonte Peter Wanner am Mittwoch, nachdem er dieses Stichwort bereits früher in die Diskussion geworfen hatte. Angeblich geht es dabei um einen zweistelligen Millionenbetrag.
Die Brücke zwischen den beiden bisherigen Partnern ist allerdings nicht gänzlich abgebrochen. «Es ist das Bestreben beider Parteien, bis im Sommer 2010 eine neue Zusammenarbeitsbasis zu finden, die, aufbauend auf die neuen Geschäftsmodelle der Publicitas, die Verantwortlichkeiten in den Bereichen Vermarktung, Digitalisierung, Dienstleistungen und Infrastruktur neu definiert und bedürfnisgerecht regelt», schreibt die AZ-Medien AG in ihrer Mitteilung. Und die «P» hält ebenfalls fest, sie wolle «bis im Sommer 2010 eine neue Zusammenarbeitsform auf Basis des neuen Geschäftsmodells von Publicitas erarbeiten.»
Mittwoch
12.08.2009