Für Reporter ohne Grenzen hat am Freitag Erol Önderoglu am ersten Prozesstag im Mordfall Jamal Khashoggi teilgenommen. Der Türkei-Repräsentant konnte in Istanbul an der dreieinhalb Stunden dauernden Anhörung von acht Zeugen teilnehmen.
Im Verfahren gegen 20 saudisch-arabische Angeklagte war aber keiner physisch vor Ort, alle wurden durch Anwälte vertreten, die gemäss Reporter ohne Grenzen von der Istanbuler Anwaltskammer ernannt worden sind.
Vor Gericht sprach die Verlobte von Jamal Khashoggi, Hatice Cengiz, und acht Zeugen. Gemäss Erol Önderoglu seien das Konsulatsmitarbeitende gewesen, die Auskunft gaben, was mit Khashoggis Leiche passiert sein könnte. «Es wird davon ausgegangen, dass sie noch vor Ort zerstückelt und dann weggebracht wurde», schreibt Reporter ohne Grenzen zum ersten Prozesstag.
«Es ist merkwürdig, dass unsere einzige Hoffnung auf Gerechtigkeit bei den türkischen Gerichten liegt. Gerade die Türkei benötigt dringend Reformen im Hinblick auf die Pressefreiheit, aber die Eröffnung dieses Prozesses ist dennoch ein positiver Schritt», erklärte der Türkei-Repräsentant der Journalisten-Organisation.
Das Gericht in Caglayan habe entschieden, «dass die internationalen Haftbefehle gegen die Verdächtigen bis zur nächsten Gerichtsverhandlung offen bleiben und dass die Suche nach den Angeklagten über Interpol mit einer sogenannten 'red notice’ erneuert werden soll», so der Verband.
Das Gericht verwarnte die Zeugen, die nicht gekommen waren. Bei der nächsten Anhörung müssten sie erscheinen. Diese wurde auf den 24. November angesetzt.
Auch UN-Sonderberichterstatterin Agnes Callamard war beim Prozessbeginn dabei. Nachdem die saudisch-arabische Justiz 2019 elf Männern unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Prozess gemacht hatte, forderte Callamard ein neues, rechtsstaatliches Verfahren.
Gemäss Reporter ohne Grenzen durften nur die Türkei und die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats Beobachter zu dem Prozess entsenden, «aber nichts über dessen Inhalte bekanntmachen.» Fünf der Männer wurden zum Tode verurteilt, drei erhielten Gefängnisstrafen.
Der Menschenrechtsaktivist und Journalist Jamal Khashoggi ist am 2. Oktober 2018 im saudisch-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet worden, nachdem er wegen Papieren für seine bevorstehende Hochzeit das Konsulat besuchte.