Die Programmkommission der SRG Bern Freiburg Wallis hat sich an einer Sitzung mit der SRF-Berichterstattung über die Standortdiskussionen rund um das Radiostudio Bern befasst. Ebenfalls ein Thema war ein «Schweiz aktuell»-Beitrag über die Radio-Züglete, der zensuriert worden war.
An ihrer Sitzung vom 26. Juni 2018 kritisierte die Programmkommission der SRG Bern Freiburg Wallis das Schweizer Radio und Fernsehen SRF bezüglich ihrer «grossen Zurückhaltung» bei der Berichterstattung über den möglichen Umzug der Radioabteilung Information von Bern ins Zürcherische Leutschenbach. In einer Medienmitteilung vom Donnerstag bezeichnet die Programmkommission die SRF-Berichterstattung als «insgesamt unterdurchschnittlich», habe sich doch in der Zwischenzeit ein grosser politischer Widerstand gegen die geplante Verlegung des Radiostudios nach Zürich gebildet.
Erst als die Vertreter der Hauptstadtregion Schweiz am 28. Mai 2018 scharfe Kritik an den Umzugsplänen äusserten, berichtete SRF erstmals über das Thema. Die anschliessenden Beiträge im «Echo der Zeit», im «Regionaljournal», in der Sendung «Schweiz aktuell» und in aller Kürze auch in der «Tagesschau» wurden von der Programmkommission als «ausgewogen» und «neutral» bewertet. Alle wichtigen Protagonisten seien zu Wort gekommen.
Wie es in der Medienmitteilung weiter heisst, wurde auch der Leiter der Inlandredaktion bei Radio SRF, Stefan Eiholzer, zur Sitzung eingeladen. Eiholzer habe die von mehreren Kommissionsmitgliedern geäusserte Kritik, dass zu wenig berichtet worden sei, entgegengenommen.
Der Leiter der Inlandredaktion habe auf die publizistischen SRF-Leitlinien hingewiesen. Gemäss diesen Leitlinien solle das SRF in eigener Sache «zurückhaltend, jedoch nach den gleichen journalistischen Kriterien wie über andere Unternehmen» berichten. Die SRF-Berichterstattung sei im Zusammenhang mit der Studioverlegung diesen Richtlinien gefolgt.
Gegenstand des Austausches war zudem ein Beitrag von «Schweiz aktuell» zum Radiostudio, der letztlich nicht ausgestrahlt wurde. Obwohl dafür bereits Dreharbeiten geleistet worden waren, habe die Chefredaktion entschieden, auf eine Ausstrahlung zu verzichten, heisst es im Medienkommuniqué. Stefan Eiholzer sprach gegenüber der Kommission «von einem normalen Vorgang».
Der Klein Report deckte Anfang Mai aber auf, dass der Beitrag intern zensuriert worden war. Auf die Zensur angesprochen, argumentierte die SRF-Kommunikationsabteilung damals genau gleich wie Eiholzer vor der Kommission. Die Chefredaktion sei zum Schluss gekommen, dass es keine wesentlichen Neuigkeiten mehr zu berichten gegeben habe.
Falls man im Leutschenbach tatsächlich so arbeitet, wäre das aber ebenfalls ein Skandal: Einfach mal mit einem dreiköpfigen Kamerateam Interviews zu machen, um dann herauszufinden, dass es doch kein Thema ist, käme einer Verschwendung von Gebührengeldern gleich.
Der Klein Report wollte von Philipp Schori, dem Präsidenten der Programmkommission SRG Bern Freiburg Wallis, wissen, ob die Kommission der SRF-Argumentation (zuerst drehen und dann überlegen) geglaubt hat. «Wir haben Herrn Eiholzer darauf hingewiesen, dass der Vorgang intern sowie extern zum Teil anders wahrgenommen wurde», gibt Schori zur Antwort.
Zudem hätten mehrere Kommissionsmitglieder betont, dass es vorher Zeit gewesen wäre, einen Pflock einzuschlagen: «Das SRF hätte sich in seinem Programm vertiefter mit der Thematik auseinandersetzen sollen», so der Präsident der Programmkommission dezidiert.
Die Kommission habe nun ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich die Hörerinnen und Zuschauer von SRF in Zukunft umfassender über die Diskussionen rund um die Verlegungspläne des Berner Radiostudios informieren können. «Die Programmkommission geht davon aus, dass die unabhängigen SRF-Redaktionen unsere Rückmeldungen ernstnehmen», so Schori gegenüber dem Klein Report weiter.
Die Programmkommission ist ein ständiges Gremium der SRG Bern Freiburg Wallis, das aus 14 Mitgliedern besteht und sich siebenmal jährlich zu einer Sitzung trifft. Aus Sicht des Publikums beobachtet und beurteilt die Kommission Sendungen vom Schweizer Radio und Fernsehen. Die Programmkommission wird seit Anfang Mai von Philipp Schori (35) präsidiert. Schori arbeitet im Haus der Kantone in Bern, wo er stellvertretender Generalsekretär einer kantonalen Regierungskonferenz ist. Früher war Philipp Schori auch als Print-Journalist tätig.