Der Ausstieg von Ringier aus dem PresseTV-Verbund auf Ende Jahr kam für alle beteiligten wie ein Paukenschlag. Betroffen vom Entscheid sind die Sendungen «GesundheitsSprechstunde», «cash.TV», «SonntagsBlick Standpunkte» sowie die «MotorShow tcs» und 35 Mitarbeitende von Ringier Entertainment in Zürich. Im Zentrum steht nun die Frage, mit welchen Mitarbeitern Ringier die Fernsehformate bis Ende 2012 produzieren wird. Die wenigsten der Betroffenen dürften nach dem abrupten Ausstieg noch motiviert sein, weiterhin für Ringier Entertainment zu arbeiten. Diejenigen, die eine andere Stelle finden, werden das Unternehmen verlassen - und das noch vor Jahresende.
Und wie geht es nach dem Ausstieg von Ringier mit PresseTV weiter? Der Klein Report hat am Dienstagabend bei Wolfgang Frei, dem Präsidenten von PresseTV, nachgefragt.
Was bedeutet der Ausstieg von Ringer aus dem Verbund für den weiteren Verlauf von PresseTV?
Wolfgang Frei: «Das hängt jetzt von den Gesprächen mit der SRG ab. Mit Ringier ist einer der zwei grossen Partner des `Verlegerfernsehens` und Produzent von vier Sendungen ausgestiegen. Rein juristisch gesehen läuft der Vertrag zwischen PresseTV und der SRG bis Ende nächsten Jahres weiter, man wird aber wohl von beiden Seiten dahin tendieren, schon vorher ein neues Modell der Zusammenarbeit zu finden.»
Seit wann weiss PresseTV vom Ausstieg von Ringier?
Wolfgang Frei: «Seit 14 Tagen.»
Gibt es Gedanken, die betroffenen Sendungen in einer anderen Form, möglicherweise auch in adaptierten anderen Fernsehformaten weiterzuführen?
Wolfgang Frei: «Das wird Gegenstand unserer Arbeit im nächsten Monat sein. Wir wollen diesen Ausstieg auch als Chance sehen, auch wenn es schwerfällt.»
Weshalb war es Ringier nicht möglich, die Formate im Umfeld von PresseTV durch Werbung zu refinanzieren? Zumal man in den letzten drei Jahren von einem Boom im Fernsehwerbemarkt sprechen kann ...
Wolfgang Frei: «Mit Werbung und Werbeverkauf hat dieser Entscheid gar nichts zu tun. Die Werbung rund um die Sendungen ist an die SRG zu einem festen Preis `verpachtet`. Wir haben in den 18 Jahren des Bestehens von PresseTV nie Werbung verkauft, das war im Vertrag mit der SRG auch nie vorgesehen.»
Sucht PresseTV einen Ersatz für Ringier? Wenn ja, wer könnte das sein? Werden bereits Gespräche geführt? Und falls nein: Macht PresseTV in seiner heutigen Form ohne Ringier weiter und wie würde das aussehen?
Wolfgang Frei: «Auch das werden wir in den nächsten Wochen anschauen, der Entscheid von Ringier kam ja völlig überraschend. PresseTV war immer offen für die Partnerschaft mit Verlagen, das Interesse lag bei den anderen Verlegern aber eher beim lokalen oder regionalen Fernsehen und hier sehe ich eigentlich keine Veränderung.»
Am 29.5.2012: Ringier stellt Produktion seiner PresseTV-Formate ein
Am 29.5.2012: Nach Ringiers-Ausstieg - SRG offen für «neue Formen der Zusammenarbeit mit privaten Fernsehveranstaltern»