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Mittwoch
23.01.2013

Die Davoser Gratiswochenzeitung «Gipfel Zytig» publiziert auf der Seite «Hitsch Bärenthalers Schnellschüsse» normalerweise lustige Beiträge. Zwei Seiten, die im Juni und Juli des vergangenen Jahres erschienen, führten aber statt zu Lachern zu Beschwerden beim Presserat. Die Beiträge würden gegen die Ziffer 8 (Diskriminierung) der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» verstossen, so der Vorwurf.

Der Beitrag aus dem Juli, in dem ein «Vorschlag für eine neue Schweizer Landeshymne» vorgestellt wurde, kam beim Presserat nicht gut an. In der alternativen «Landeshymne» werden in erster Linie die Ausländer in der Schweiz und deren Verhalten angegriffen. Der Text, der die Grenzen des guten Geschmacks ausreizt, beginnt so: «Vom Arbeitsamt da komm ich her. Und weiss – Stellen gibts nicht mehr! Überall auf Stufen und auf Kanten sitzen Asylanten mit Verwandten!». Dabei blieb es aber nicht, der Autor setzte Sätze wie «Der Ali hat Kohle, der Hassan hat Drogen, der Schweizer zahlt und wird noch betrogen!» obendrauf.

Das war dem Presserat zu viel. «Auch wenn die `Gipfel Zytig` einwendet, die satirische Überspitzung sei für die Leserschaft erkennbar, ändert dies nichts daran, dass die berufsethischen Normen der `Erklärung` auch für satirische Beiträge gelten», heisst es in der Stellungnahme. «Vorliegend bedient und kollektiviert die Zeitung mit ihrer verallgemeinernden Schimpftirade gegen verschiedene Nationalitäten reihenweise generalisierende negative Vorurteile gegen Ausländerinnen und Ausländer.» Der Presserat hiess die Beschwerde deshalb wegen Verletzung der Ziffer 8 der «Erklärung» gut.

Die Beschwerde gegen den Beitrag vom Juni mit dem Titel «Der nicht ganz einfache Wettbewerb», der ebenfalls Ausländer zum Thema hatte, wies der Presserat dagegen ab. Im Beitrag wurde ein Bild mit asiatischen Studenten abgedruckt und dazu Fragen wie «Welcher dieser Studenten sieht müde aus?», «Wie viele Frauen siehst du in der Gruppe?» und «Welcher dieser Studenten ist nicht bekifft?».

In der Begründung des Rates heisst es: «Man mag sich zwar darüber streiten, was an diesem Beitrag lustig sein soll, doch äussert sich der Presserat bekanntlich nicht zu Geschmacksfragen.» Eine Herabwürdigung durch die Pauschalisierung, «alle Asiaten sehen für unsere Augen gleich aus», sei nicht erkennbar. Entgegen der Darstellung des Beschwerdeführers würden die «Wettbewerbsfragen» keineswegs insinuieren, dass Asiaten generell faul seien, Drogen konsumierten, und Inzest betrieben.