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Montag
11.10.2021

Medien / Publizistik

Der Rücktritt von Sebastian Kurz beflügelt die Satire. «Kurz mit 35 zum zweiten Mal jüngster Altkanzler» ist nur einer der bösen Kommentare auf Twitter…

Der Rücktritt von Sebastian Kurz beflügelt die Satire. «Kurz mit 35 zum zweiten Mal jüngster Altkanzler» ist nur einer der bösen Kommentare auf Twitter…

Am Samstagabend trat Sebastian Kurz als Bundeskanzler zurück. Der bisherige Aussenminister Alexander Schallenberg übernimmt, die Koalition bleibt bestehen. Kurz wird Klubobmann und bleibt auch ÖVP-Parteichef.

Ausgelöst hat dieses Polit-Beben eine mit Inseraten erkaufte Gefälligkeit bei den Zeitungen der Mediengruppe Österreich, konkret bei der Publikation «Österreich/OE24» von Verleger Wolfgang Fellner.

Die (noch nicht rechtskräftig bewiesenen) Unrechtmässigkeiten haben inzwischen bei unseren Nachbarn im Osten die schon lange schwelende Diskussion über Medienförderung weiter befeuert, ähnlich wie bei uns die politischen Debatten über das anstehende Referendum zum Medienförderungspaket.

Anders als in der Schweiz werden in Österreich die Medien aber nicht nach dem Giesskannen-Prinzip unterstützt, wo der Staat allen das Nötigste geben will, damit die Zeitungslandschaft nicht ganz verdorren muss.

Von Wien aus werden die Zeitungen neben einer ebenfalls existierenden Presseförderung vor allem mit Hilfe von grossen Inseraten-Budgets am Leben erhalten. So hat die «Wiener Zeitung» am Samstag als Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen eine Liste zusammengestellt. Fazit: Der wichtigste Kunde für die Inserate-Verkäufer der meisten Presseerzeugnisse ist der Staat.

«Fest steht, dass die Medienlandschaft in Österreich ohne Zahlungen der öffentlichen Hand sofort zusperren müsste», schreibt die «Wiener Zeitung».

Die Bundesregierung, Ministerien, öffentliche Stellen, Bundesländer und Gemeinden haben im Jahr 2020 für 33,6 Millionen Euro Inserate in Print und Online geschaltet. Das sei «mehr als doppelt so viel wie 2019».

Die drei mit Abstand grössten Profiteure der Inseratenvergabe waren gemäss den Berechnungen der «Wiener Zeitung» die «Kronen Zeitung» (8,4 Millionen Euro), Österreich/oe24.at (5,2 Millionen) und «Heute» (5,5 Millionen). Auf den Boulevardsektor entfielen damit mehr als die Hälfte der Inserateausgaben. Dafür bekommen diese keine «echte» Presseförderung. Diese beträgt aktuell rund 10 Millionen. In der Diskussion steht eine Aufstockung – ähnlich wie in der Schweiz – auf 50 Millionen.

«Echt» geförderte Qualitätstitel wie «Der Standard» oder «Die Presse» bekommen umgekehrt nur rund 11 Prozent der Budgets für Inserate. Ein Viertel ging an Bundesländerblätter und der Rest an den «Kurier».

Bemerkenswert aus helvetischer Sicht: Auch die TX Group in Zürich darf von diesen «Fördergeldern» in Form von Inseraten etwas vom Kuchen naschen. Der Verlag von «Tages-Anzeiger» und «20 Minuten» ist nämlich mit 51 Prozent an «Heute» beteiligt.

24,5 Prozent gehören Eva Dichand, der Ehefrau von Christoph Dichand, dem Chefredaktor und Herausgeber der «Kronen»-Zeitung. 24,5 Prozent sind im Besitz von Wolfgang Jansky, dem Geschäftsführer der «Nummer 1» der Gratiszeitungen in Österreich.