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Dienstag
26.10.2021

Medien / Publizistik

Nicoletta Cimmino moderierte die Diskussion. Dazu eingeladen waren Mark Eisenegger, Edda Humprecht, Yannick Wiget und Ingrid Brodnig (v.l.n.r) (Bild: Screenshot Livestream FÖG)

Nicoletta Cimmino moderierte die Diskussion. Dazu eingeladen waren Mark Eisenegger, Edda Humprecht, Yannick Wiget und Ingrid Brodnig (v.l.n.r) (Bild: Screenshot Livestream FÖG)

«Mir ist gestern eine Nachricht zugespielt worden, die besagte, dass der US-Gerichtshof die Impfungen im ganzen Land gestoppt hat. Denn diese würden das Erbgut nachweislich schädigen. Solche Meldungen sensibilisieren für die Problematik.»

Dies erzählte Mark Eisenegger, Leiter des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG), am Montag an der Podiumsdiskussion zur Veröffentlichung des Jahrbuchs der Qualität der Medien. Thema der Runde: Desinformation.

Neben Eisenegger mit von Partie waren Yannick Wiget, Leiter Faktencheck «Tages-Anzeiger», Edda Humprecht, Kommunikationswissenschaftlerin an der Uni Zürich (UZH), und Ingrid Brodnig, österreichische Journalistin und Autorin. Moderiert wurde die Diskussion in der kleinen Aula der UZH von der ehemaligen SRF-Journalistin Nicoletta Cimmino.

Die Gefahr der Desinformation hat in der Schweiz seit Corona zugenommen, so eine der Hauptaussagen der Studie, die am Montag veröffentlicht wurde. Doch im Vergleich zu anderen Ländern sei die Schweiz resilienter gegen Falschinformationen, so Humprecht. Insgesamt befinde sie sich ungefähr im Mittelfeld aller Länder.

«Die Resilienz zeigt sich meist in Extremsituationen, also in Situationen, die grosse Polarisierungen in der Gesellschaft auslösen. Denn da werden oft viel mehr Falschinformationen verbreitet.» Am wenigsten resilient gegen Falschinformationen seien zurzeit die USA, so die Forscherin weiter.

«Gerade in einer Krisenlage sind die Leute empfänglicher für alle möglichen Arten von Informationen, weil sie verunsichert sind», ergänzt Journalist Wiget. Mit dem Faktencheck würde er, gerade in Bezug zu Falschinformationen zu Corona, sensibilisieren wollen.

Diese Medienkompetenz kommt aber nicht von irgendwo. «Wir haben uns eine Zeit lang ein wenig zu stark der Illusion hingegeben, dass über soziale Medien der gesamte gesellschaftsrelevante und demokratische Diskurs gestaltet werden kann», so Mark Eisenegger.

«Mittlerweile sehen wir ein, dass es ein Berufsstand von ausgebildeten Journalistinnen und Kommunikatoren braucht, die wissen, entlang welchem Standard man den öffentlichen Diskurs gestalten soll, damit er der Demokratie dient.»

Doch das Problem: Nicht alle werden von den gleichen Medien erreicht. Wie schafft man es also, Desinformationen zu korrigieren?

Man solle mehr auch die Plattformen erreichen, auf denen Unwahrheiten zirkulieren, so Eisenegger weiter. Gemäss Studie sind dies vor allem soziale Medien, Alternativmedien, Videoportale und Messenger-Apps. «Wir müssen aber auch in den Bildungsinstitutionen mehr darüber aufklären.»