Die Debatte um den bevorstehenden Umbau der Poststellen geht in die nächste Runde. Eine Arbeitsgruppe hat am Mittwoch Vorschläge für die künftige Erreichbarkeit von Postschaltern bekanntgegeben. Die Gewerkschaft Syndicom sieht darin «einen Freipass für weitere Schliessungen».
Wie soll das Postnetz der Zukunft aussehen? Dieser Frage nahm sich die Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der Erreichbarkeitskriterien an, die von der Bundesrätin Doris Leuthard eingesetzt wurde. Darin vertreten waren die Städte, die Gemeinden, die Berggebiete und der Gewerbeverband.
Die nun vorgestellten Lösungsansätze sind gleichzeitig auch Empfehlungen an den Bundesrat. Neu sollen unter anderem ein regelmässiger Dialog zwischen Post und Kantonen eingeführt und die Erreichbarkeitskriterien angepasst werden. Hier verlangt die Arbeitsgruppe, dass sämtliche Barzahlungsdienstleistungen innerhalb von 20 Minuten erreichbar sind. Zusätzlich soll die Post in urbanen Gebieten pro 15'000 Einwohner einen Zugangspunkt betreiben.
Doch genau mit diesen neuen Kriterien befürchtet die Syndicom weitere Schliessungen und Auslagerungen von Poststellen. In einer Mitteilung spricht die Gewerkschaft zwar von einer «richtigen Denkanlage», allerdings könnten die vorgeschlagenen 15'000 Zugangspunkte durch Agenturen ersetzt werden.
Auch die 20-Minuten-Regelung für den Zahlungsverkehr kritisiert die Syndicom stark. So werde zwar der Anschein erweckt, dass Poststellen «gesichert» wären, aber die Regelung rechnet den im September 2017 eingeführten Hausservice in das Angebot mit ein. Diese Bareinzahlungen an der Haustüre seien laut Syndicom «einzig für Personen geeignet, die ihren gesamten Tagesablauf auf den Besuch eines Postangestellten ausrichten können».
Besonders deutliche Worte richtet die Gewerkschaft an die Lohnpolitik des gelben Konzerns. Denn in der Arbeitsgruppe wurde nicht über die angeblich «schlechten Arbeitsbedingungen» in den Post-Agenturen gesprochen. Schliesslich seien laut Syndicom die «deutlich schlechteren Löhne ein Hauptgrund für die Auslagerungen» und die neuen Kriterien erlaubten es der Post weiterhin, «Lohndumping» zu betreiben.
Die Post selbst äusserte sich in einer Stellungnahme grundsätzlich positiv zu den Vorschlägen. Der erreichte «Konsens in der Arbeitsgruppe» wird trotz «tiefgreifenden Änderungen» mitgetragen. Besonders die Vorschläge zum erweiterten Dialog begrüsse die Post, allerdings verlange man auch, dass die gesetzlichen Vorgaben «periodisch evaluiert» werden.