FDP-Präsidentin Petra Gössi hat sich letzte Woche mit der SRG «ausgetauscht». Dabei sei es um die Berichterstattung der SRG in den letzten Wochen und Monaten gegangen, «was im Vorfeld von Wahlen absolut normal ist», wie die Politikerin gegenüber der «SonntagsZeitung» sagte.
Entertainer Michael Elsener hatte sich in seiner «Late Update»-Show in jüngster Zeit über die Klimapolitik der Freisinnigen lustig gemacht. Nun stehen am 20. Oktober die eidgenössischen Wahlen vor der Tür.
Gemäss dem Journalisten Andreas Tobler habe Petra Gössi bei SRG-Chef Gilles Marchand interveniert, wie gut unterrichtete SRG-Kreise berichten. «Nach dem Gespräch zwischen Gössi und Marchand habe man Elsener über SRF-Direktorin Nathalie Wappler und weitere Hierarchiestufen zu verstehen gegeben, er dürfe keine Witze mehr über die FDP machen – in seiner Sendung, deren jüngste Staffel mit dem aktuellen Wahlkampf zusammenfällt», heisst es in der «SonntagsZeitung» dazu.
Mit wem sie gesprochen habe, wollte die FDP-Parteipräsidentin gegenüber der Zeitung auf Anfrage nicht sagen. «Die Kommunikation sei aber ‚stufengerecht‘ gewesen», wird die etwas kopflastige Gössi zitiert, die erst für die Show vom 13. Oktober eingeladen und dann wieder ausgeladen wurde. Gemäss Gössi mit dem Hinweis auf das SRG-Reglement, «weil die Sendung zu nahe an den Wahlen sei».
Das selbe sei bei einer Einladung für den 22. September passiert. Auch hier sei die FDP-Politikerin wieder mit Verweis auf das SRG-Reglement bezüglich politischer Berichterstattung vor den Wahlen ausgeladen worden.
«Als das ‚Late Update‘ dann in der Folge vom 29. September in einem Drittel der Sendung gegen die FDP schoss, mich zuvor aber mit Hinweis auf das Reglement ausgeladen hatte, fand ich diese Haltung nicht kohärent», wird Petra Gössi in der «SonntagsZeitung» zitiert.
Beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gebe es «in den SRF-Leitlinien einen Passus, der Einzelauftritte von Kandidaten vor den Wahlen verbietet. Ansonsten gelte die Satirefreiheit, und auch Elsener dürfe weiterhin Witze über Parteien machen», schreibt die SoZ zur Antwort von SRF.
Stein des Anstosses für die Intervention von Petra Gössi sei ein Einspieler gewesen, mit einem von Schauspielern gespielten Ehepaar, das auf Eigenverantwortung in allen Lebensbereichen pocht. Auch bei seinen Kindern. «Unsere Kinder rauchen», sagt die Mutter. Verbote und Regeln seien nicht förderlich für eine nachhaltige Entwicklung. Im Gegenteil.
Dann kommt Dramatik in den FDP-Haushalt, als eines der Kinder die Stube mit einem Maschinengewehr bewaffnet betritt. «Ja, wir haben Waffen im Haus», sagt der Vater. «Wir sind der Meinung, dass jeder für seine Sicherheit selber verantwortlich ist», so die Mutter.
Die letzte Szene erregte die FDP-Präsidentin. Ein lauter Schuss mit einer Aussenaufnahme des Hauses liess offen, ob jemand erschossen worden ist. Gössi fand den Sketch «völlig daneben». Er habe fälschlicherweise den Eindruck erweckt, «dass Liberalismus und Eigenverantwortung die Tötung von Menschen in Kauf nehmen würden. Das habe ich gegenüber der SRG moniert.»
Auch die Abmoderation des Sketsches durch Comedian Michael Elsener fand Gössi besonders stossend. Elsener: «In diesem Clip sind übrigens keine Sturmgewehre beschädigt worden.»
Der Artikel hinterlässt mehr als einen schalen Nachgeschmack. Die Politikerin darf dann noch einen Verteidigungssatz platzieren: «Ich kann nicht beurteilen, ob hier die Grenzen der Satire überschritten wurden.»
Persönlich habe sie das «sehr schwierig» gefunden. Und darf dann nachdoppeln: «Trotzdem habe ich mit der SRG lediglich über das Reglement gesprochen.»