Der neu gestaltete «Blick», der am 14. Oktober punktgenau zum 50. Geburtstag erstmals erscheinen soll, wird vom Ringier-Verlag als ganz grosse Geheimsache behandelt. Nullnummern gibt es kaum, und wenn es sie gibt, so darf man sie höchstens unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit angucken, sicher aber nicht nach Hause mitnehmen. Bekannt ist lediglich die Rückkehr zum Broadsheet-Format und zum Zweibund-Konzept.
Im Hinblick auf den 14. Oktober hat sich der Klein Report mit Peter Uebersax unterhalten. Er war zweimal «Blick»-Chefredaktor, einmal 1960/61 und dann vor allem 1980/86. Noch immer blättert der mittlerweile 84-Jährige «seine» ehemalige Zeitung täglich durch - mit wenig Freude allerdings, wie er gegenüber dem Klein Report anlässlich eines Besuchs in seinem Heim in Herrliberg am Zürichsee verriet. «Sie gefällt mir nicht mehr», sagte er kurz und knapp und gab seiner Befürchtung Ausdruck, der «Blick» werde ihm auch nach dem Neustart vom 14. Oktober nicht besser gefallen. «Der Verlag hat angekündigt, noch stärker auf Boulevard machen zu wollen, aber das kann man kaum», ist er überzeugt.
Im heutigen «Blick» vermisst Peter Uebersax vor allem eine politische Position rechts der Mitte, mehr Humor und ein unverkrampftes Verhältnis zum Sex. Es sei «ein katastrophaler Fehler» gewesen, die von ihm eingenommene politische Position zu verlassen, sagte er. «Kaum war ich weg, ging die von mir auf 400 000 Exemplare hochgetriebene Auflage zurück», betont er. Wehmütig erinnert er sich an den «Käfer», eine von ihm erfundene kleine und witzige Rubrik, in der er Seitenhiebe austeilen konnte. Und die Sexberatung habe nie wieder das Niveau von Martha Emmenegger («Liebe Martha
») erreicht.
Müsste Peter Uebersax morgen wieder an die Zürcher Dufourstrasse fahren und den «Blick» machen («Gott bewahre», sagt er zwar), würde er vor allem wieder den Kontakt zu den Leserinnen und Lesern suchen. «Wir hatten viel Erfolg mit serienmässigen Beiträgen der Leserinnen und Leser, beispielsweise die ungewöhnlichsten Liebesgeschichten», erzählt er. Er sei überzeugt, dass auch heute noch viele Leute bereit seien, sich an ihrer Zeitung journalistisch zu beteiligen: «Vielleicht wären es wegen der vielen Blogs im Internet einige weniger als früher, aber ich würde das sofort wieder versuchen.»
Wenn jetzt das Format wieder geändert wird, so bringt das für Peter Uebersax kaum etwas: «Der `Blick` versinkt immer mehr in Bedeutungslosigkeit, und das stimmt mich traurig», sagt er. Erfolg oder Nichterfolg hängt für ihn nicht von derartigen Äusserlichkeiten ab. «Es geht um den Geist, und der fehlt», betont er abschliessend.
Freitag
02.10.2009