Dem kuratierten Portal «Scope» wird am Freitag, 14. Dezember, der Stecker gezogen. Dazu gehören neben der Webseite thescope.com auch eine App und ein morgendlicher E-Mail-Newsletter mit den kuratierten Nachrichten des Vortages.
«Leider haben wir trotz grosser Anstrengungen keine Möglichkeit gefunden, mit diesem Modell nachhaltig ausreichend Umsatz zu generieren», erklärten Peter Hogenkamp und das «Scope»-Team am Montag den Entscheid in einer Medienmitteilung. Auf Nachfrage des Klein Reports sagte Hogenkamp: «Die Menschen sind heute so 'overnewsed', dass ein News-Aggregator-Start-up es schwer hat, zwischen Google News, Apple News, Bing News etc. seinen Platz zu finden. Das war 2012, als Elia Palme mit dem Vorläuferprojekt an den Start ging, noch anders.»
Diese Ausgangslage habe es «schwierig bis vermutlich unmöglich» gemacht, für das «Scope»-Angebot Geld von den Usern zu verlangen. Auch eine Finanzierung über Werbung und Sponsoring funktionierte nicht, sagte Hogenkamp dem Klein Report: «Wir hatten es auf immerhin 27`000 registrierte User gebracht, aber um das Modell über die Reichweite zu vermarkten, hätte man deutlich grösser werden und dafür deutlich mehr Geld investieren müssen.»
Der frühere Leiter Digitale Medien der NZZ-Mediengruppe hatte Ende Februar 2016 die Aktienmehrheit der Scope Content AG übernommen – damals firmierte das Unternehmen noch unter dem Namen NewsCron AG. Unter dem neuen Eigentümer wurde nicht nur die Firma, sondern auch das Produkt «Niuws» in «Scope» umbenannt.
Nun steht das Unternehmen mit CEO Peter Hogenkamp vor einem weiteren Umbruch. Ab sofort werde sich die Scope Content AG komplett auf das Firmenkundengeschäft mit der Lizenzierung der eigenen Kuratier-Software konzentrieren. «Dieser Teil des Geschäfts läuft sehr gut», sagte VR-Präsident Hogenkamp. In diesem Jahr seien 25 neue Firmen und Organisationen als Kunden gewonnen worden, darunter Bluewin, Homegate oder Furrerhugi.
Mit der Neuausrichtung einher geht auch ein Wechsel im Verwaltungsrat: Seit August ist Jens Alder, VR-Präsident von Alpiq und Ex-VR-Präsident der Goldbach Group, neu dabei. Viktor Giacobbo ist unterdessen aus dem Gremium ausgeschieden.
Von der Einstellung des News-Portals betroffen sind die aktiven Kuratorinnen und Kuratoren von Scope: «Sie haben das freiwillig und ehrenamtlich gemacht», so Peter Hogenkamp gegenüber dem Klein Report. «Insofern ist niemand in dem Sinne von der ‹Scope›-Einstellung betroffen, dass er oder sie nun seinen Job verliert.»
«Der Kollege, der in einer Teilzeitstelle für die Betreuung der Kuratoren zuständig war, arbeitet nun für die B2B-Firmenkunden», ergänzte Hogenkamp. «Wir bauen sogar aus und haben letzte Woche zum ersten Mal einen Redaktor eingestellt.»
Übrigens: Den bisherigen Kuratorinnen und Kuratoren wurde angeboten, die Kuratier-Software «günstig zu nutzen», heisst es am Montag. Ab nächster Woche werden sie dann auf Blogs, Social Media oder ihren eigenen Newslettern tätig sein.