Nach den «Panama Papers» nun die «Paradise Papers»: Journalisten der «Süddeutschen Zeitung» sind 13,4 Millionen Dokumente zugespielt worden. Diese haben sie mit 90 Medienhäusern in 67 Ländern zu Recherchezwecken geteilt. Organisiert wurde die Recherche vom International Consortium of investigative Journalists (ICIJ) in Washington, zu dem auch Journalisten von Tamedia gehören.
Die Tamedia-Journalisten haben in einer einjährigen Recherchearbeit verschiedene Datenlecks ausgewertet und dabei «heikle Geschäfte von Schweizer Unternehmen in Hochrisikoländern und Steueroasen» aufgedeckt. Seit Sonntagabend sind die ersten Artikel einer angekündigten Serie online.
Bei den «Paradise Papers» handelt es sich um Dokumente der Kanzlei Appleby mit Sitz auf den Bermudas, um die Daten des Trust-Anbieters Asiaciti und die staatlichen Firmenregister von 19 Steueroasen.
Bei Tamedia arbeitete das Recherchedesk der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» zusammen mit dem «Tages-Anzeiger» an den Daten, wie der Verlag am Sonntag mitteilte. Wichtige Partner der Tamedia-Titel waren die «Süddeutsche Zeitung», «The Guardian», BBC und die «New York Times», heisst es dazu weiter.
Pikant: Bereits im Vorfeld der Enthüllungen seien Betroffene an die Öffentlichkeit getreten. «Die Behörden der britischen Kanalinsel Isle of Man hielten vorletzte Woche eine Pressekonferenz ab, nachdem sie mit den Recherchen des Journalistenkonsortiums konfrontiert wurden. Sie kündigten an, ihre Steuerpraktiken beim Import von Privatjets zu überprüfen.»
Und auch die Kanzlei Appleby habe vor zwei Wochen verkündet, dass sie ein Datenleck wegen eines unbefugten Zugriffs hätten. Appleby zeige sich aber überzeugt, «keine Gesetze oder Regeln gebrochen zu haben».
In den aufgedeckten Fällen mit Schweizer Beteiligten gibt es Bezüge zu Angola, Kongo und Nigeria. Diese würden nun im «Tages-Anzeiger», im «Bund», in der «SonntagsZeitung», in «24heures», im «Tribune de Genève» und in «Le Matin Dimanche» veröffentlicht.
Auf der Webseite des «Tages-Anzeigers» waren am Sonntagabend Geschichten zu «Glencores Wunderwaffe» und «Das heikle Mandat der SBB-Präsidentin» online.
Das erste Deutsche Fernsehen (ARD) zeigte am Sonntagabend eine Sondersendung mit dem Titel «Paradise Papers - Zocker, Trickser, Milliardäre». Ein Rechercheteam von NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung» hat in dem Projekt des ICIJ die Daten der Kanzleien Appleby und Estera ausgewertet, der der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt wurden.