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Dienstag
01.12.2020

TV / Radio

In der Paulus Akademie stellte sich Susanne Wille den Fragen von Fachleuten, darunter Moderator Raphael Rauch (Mitte) und Lukas Bärfuss...

In der Paulus Akademie stellte sich Susanne Wille den Fragen von Fachleuten, darunter Moderator Raphael Rauch (Mitte) und Lukas Bärfuss...

In der Paulus Akademie haben am Freitagabend Fachleute aus den Bereichen Kirche und Literatur über die bei SRF bekannt gewordenen Sparmassnahmen im Bereich «Kultur» diskutiert. Neben den religiösen Sendungen im Radio ging es vor allem um die wöchentliche Sendung «52 Beste Bücher».

Die neue Kultur-Chefin bei SRF, Susanne Wille, musste sich den Fragen von Autor Lukas Bärfuss und Tanja Messerli, Redaktionsleiterin des Magazins «Schweizer Buchhandel», stellen. Sie wurde sehr kritisch hinterfragt.

Ursula Klein und Andreas Panzeri waren vor Ort und haben dem gepflegten Schlagabtausch zugehört.

Unter der Moderationsleitung von Raphael Rauch, Redaktionsleiter von kath.ch, diskutierten auf dem Podium auch Blogger Claude Bachmann, Arnd Bünker vom SPI St. Gallen und Mark Eisenegger von der Uni Zürich.

Tatsächlich hatte Susanne Wille trotz ihrer «10 vor 10»-Souveränität beim Argumentieren etliche Mühe, dem Publikum plausibel machen zu können, dass die Zukunft von SRF gerettet ist, wenn jetzt eine stündige Radiosendung «52 Beste Bücher» oder die sehr geschätzten Predigten abgeschafft werden.

Alles Produktionen, die in einem einfachen Studio und mit nur einem SRF-Mitarbeitenden vor dem Mikrofon ausgekommen sind und somit sehr wenig Personal benötigten. Auch wenn das im Leutschenbach draussen anders gesehen wird. Aber dann produziert man halt falsch, wagt der Klein Report zu bemerken. Oder wie war das damals mit dem Aufkommen der VJs?

Oder man kommuniziert falsch. Denn Susanne Wille hat seit dem grossen Wirbel um die Abschaffungspläne an diesem Podium erstmals in einer Öffentlichkeit glaubhaft darstellen können, dass Religion und Literatur bei SRF gar nicht abgeschafft werden sollen. «Es ist kein Verzicht, sondern wir wollen Neues entwickeln», versuchte sie sich mehrfach zu rechtfertigen.

Die Redaktionen mit all ihren Fachleuten würden bestehen bleiben. Aber diese seien jetzt kreativ gefordert. Es hätte Workshops gegeben, wie man die beliebte Sendung «52 Beste Bücher» mit neuen Ideen in neuen Kanälen auch an ein neues Publikum bringen könnte. Sobald die Lösung geboren sei, werde man sich wieder melden.

Der Klein Report meint: Eine lobenswerte, zeitgemässe und notwendige Idee, das mit den neuen Konzepten. Bleibt einfach die Frage: Wieso hat man nicht zuerst etwas überzeugend Neues entwickelt und mit berechtigtem Stolz präsentiert – und dann erst die jahrelang anerkannten und weit herum geschätzten Sendungen als Schnee von gestern vor die Fans geworfen? Wer vom modernsten Handy der Zukunft träumt, wirft schliesslich auch nicht als ersten Schritt dazu sein heute noch bestens funktionierendes Kultgerät einfach mal in den Kübel. Und sondiert anschliessend monatelang, womit er denn in Zukunft kommunizieren möchte.

Die Diskussion um eine weitere Dimension bereichern wollte Lukas Bärfuss. Der Vertreter der Literatur störte sich nicht daran, dass die Sendung «52 Beste Bücher» vielleicht einen neuen Titel bekommt. Aber er enervierte sich darüber, dass die 70 Millionen Franken, die bei der SRG jährlich eingespart werden müssen, ohne Gegenleistung ins Silicon Valley gehen. «Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, wie wir diese fehlenden Millionen ausbügeln können», forderte der Autor.

Nach einer von ihm zitierten Rechnung werden es nämlich im kommenden Jahr noch einmal 45 Millionen sein, die fehlen. Und dann bei der absehbaren Entwicklung mit dem Rückgang der Werbung im übernächsten Jahr wieder… Bis einmal die Frage komme, ob man mit so wenig Geld überhaupt noch Fernsehen machen wolle.

Für Lukas Bärfuss ist demnach vorher die Politik gefordert. Und zwar dringend.

Susanne Wille hörte nicht gerne von einem solchen Horror-Budget. Aber sie sieht es als eine lohnenswerte Herausforderung, wenigstens im Moment noch für ein bestes der möglichen Programme kämpfen zu können.