Pandemie-Zeiten sind schwierige Zeiten. Viele Medienhäuser sind oder waren seit Ende März ganz oder in Teilen auf Kurzarbeit, der Klein Report hat immer wieder ausführlich darüber berichtet.
Aber wie viel Kurzarbeit ist eigentlich berechtigt? Vor allem auch während des bekannten buchungsarmen Sommerlochs. Haben das einige Verlagshäuser grosszügig bis sehr grosszügig ausgelegt? Und wer kontrolliert das? Viele ihrer Mitarbeitenden werden seit Wochen in Teilen oder ganz über die Arbeitslosenversicherung abgerechnet, 80 Prozent sind maximal möglich.
Aber: Das journalistische Angebot in der Schweiz ist nicht kleiner geworden, ganz im Gegenteil, darf der Klein Report feststellen. Da werden im Online-Bereich Texte rausgehauen à gogo und gar Bücher während der Kurzarbeitszeit geschrieben, natürlich in der Freizeit. In einem Fall mit dem Segen der Behörden. Denn: Man kann während der Kurzarbeit auch einen Zwischenverdienst anmelden. «Was? Wie geht das?», fragen Sie.
Oder grössere Verlagshäuser, die stark auf Kurzarbeit sind, gehen auf Shoppingtour. Sie sammeln nun die kleineren inhabergeführten Verlage oder Druckereien ein, die per politischen Willen nur sehr eingeschränkt Kurzarbeit beantragen können. Statt die viel beschworene und demokratiepolitische Vielfalt über die Runden zu bringen, hilft die Politik mit, das Schweizer Mediensystem platt zu machen und wundert sich demnächst über ausländische Medienhäuser, die ante portas stehen und zukaufen.
Damit wir uns richtig verstehen, der Klein Report ist nicht auf Kurzarbeit. Aber die ganze Redaktion und der Verlag reiben sich die Augen ob der Dreistigkeit im Markt. Und die Politik duckt sich weg.
Nun haben wir immer wieder bei vielen grösseren Medienhäusern nachgefragt. Das schlechteste Beispiel ist die SRG, die ihre Kurzarbeitsabrechnung schlicht nicht bekannt gibt und gar noch vor Gericht zieht, um trotz Gebühren noch Entschädigung zu erhalten. Dito die NZZ, die nur tröpfchenweise und jeweils nur sehr allgemein Stellung nimmt.
Nun denn. Auf Shoppingtour mitten in seiner Kurzarbeits-Phase ist auch das Rheintaler Medienhaus Galledia. Dieses hat vor Kurzem unter anderem die Verbands-Zeitschriften der CH Media und davor den BL Verlag AG mit Sitz in Schlieren übernommen.
Nach mehren Anfragen des Klein Reports über drei Wochen hinweg hat das nach eigenen Angaben «grösste Ostschweizer Medienhaus», das immer noch in Teilen auf Kurzarbeit ist, geantwortet.
Dies antwortet Daniel Ettlinger, CEO der Galledia Group AG, auf die Fragen des Klein Reports:
Inwieweit hat Galledia auf Kurzarbeit zurückgegriffen und in welchem Umfang und für welche Dauer?
Ettlinger: «Ja, wir haben auf Kurzarbeit zurückgegriffen, und das in allen Bereichen. In der Produktion werden wir die Kurzarbeit voraussichtlich bis Ende Jahr weiterführen. Die Mitarbeitenden von Verkauf und Redaktion der Regional- und Fachmedien sollten im Oktober weitgehend wieder voll im Einsatz stehen.»
Der Lockdown ist zu guten Teilen gelockert worden. Hat der Courant normal bei Galledia wieder Einzug gehalten?
Daniel Ettlinger: «Wir spüren eine leichte Aufwärtsbewegung, sind aber immer noch weit von der Normalität entfernt. Insbesondere drücken die deutlichen Umsatzeinbussen während des Lockdowns aufs kumulierte Ergebnis. Zudem wirken sich die Restriktionen im Eventbereich weiterhin sehr negativ auf unsere Erträge aus.»
Wie ist der Stand bei Galledia bei den Werbebuchungen derzeit?
Ettlinger: «Die Umsätze im Werbemarkt liegen per Ende Juli rund 25 Prozent unter Vorjahr.»
Unterscheidet sich hierbei die Lage eines Fachverlags aus Ihrer Sicht von Zeitungsverlagen, die die breite Masse erreichen wollen? Ist das Fachpublikum «stabiler»?
Daniel Ettlinger: «Grundsätzlich ist auch der Erfolg von Fachmedien von den Entwicklungen im Werbemarkt abhängig. Allerdings stellen wir fest, dass nicht alle Themen beziehungsweise Branchen im Lockdown gleich gelitten haben. Insbesondere Publikationen, die gut positioniert sind und die eine grosse Reputation geniessen, erzielten bessere, stabilere Ergebnisse.»
Was sind Ihre Erwartungen bis Ende Jahr?
Ettlinger: «Wir hoffen auf eine positive Entwicklung im Herbst, durch die wir zumindest einen Teil der Umsatzeinbussen während des Lockdowns kompensieren können.»
Bezüglich der Übernahme der Verbands-Zeitschriften von CH Media – was verspricht sich Galledia geschäftlich davon?
Daniel Ettlinger: «Durch die Übernahme der Verbandsmedien von CH Media kann das Verlagsprogramm von Galledia sinnvoll um weitere Titel ergänzt werden. Damit stärken wir unsere Positionierung als Verlags- und Verbandsspezialistin. Eine Kernkompetenz von Galledia ist der Support von Verbänden in der Kommunikation. So übernimmt Galledia die komplette Entwicklung und Umsetzung von Verbandspublikationen.»
Die Fachzeitschriften verbleiben hingegen bei CH Media. Wäre Galledia auch daran interessiert?
Ettlinger: «Wir prüfen laufend aktuelle Marktentwicklungen und Optionen für die Erweiterung unseres Portfolios. Die Übernahme weiterer Fachzeitschriften von CH Media ist aber derzeit nicht in Diskussion.»
CH Media und Galledia arbeiten bereits heute im regionalen Zeitungsgeschäft zusammen. Wo ist das konkret der Fall?
Daniel Ettlinger: «Die Galledia Regionalmedien AG ist Herausgeberin der Tageszeitung ‚Der Rheintaler‘ und der ‚Rheintalischen Volkszeitung‘. Im Rahmen eines Kooperationsvertrages beziehen wir verschiedene Dienstleistungen von CH Media. So wird der Mantelteil des ‚Rheintalers‘ mit überregionalen und nationalen Meldungen von CH Media bereitgestellt. Ausserdem ist CH Media für Druck und Vertriebslogistik unserer Titel zuständig.»