«Studierende» statt «Studenten», «alle» statt «jeder» oder «Angestellte» statt «Mitarbeiter»: Es gibt viele Möglichkeiten, genderneutral zu schreiben und zu sprechen. Das haben auch die grössten deutschsprachigen Nachrichtenagenturen erkannt, die nun verlauten lassen, dass generische Maskulinum weniger zu verwenden.
In einem gemeinsamen Vorgehen wollen Keystone-SDA, Deutsche Presse-Agentur (dpa), Agence France-Presse (AFP), Austria Presse Agentur (APA), der Evangelische Pressedienst (epd), die Katholische Nachrichten-Agentur (kna), Reuters und der Sport-Informations-Dienst (SID) schrittweise «diskriminierungssensibler» berichten, schreibt die Deutsche Presse-Agentur am Montag.
«Das generische Maskulinum wird in kompakter Nachrichtensprache noch vielfach verwendet, soll aber schrittweise zurückgedrängt werden», kündigen die Dienste an. Ob sie in einigen Jahren ganz darauf verzichten, hängt von der «weiteren Entwicklung der Sprache» ab.
Sicher ist also, dass den «Politikern», «Sportlern» und «Chefs» langsam, aber sicher der Garaus droht. Doch trotz den gemeinsamen Absichten wollen die Agenturen ihre Meldungen nicht mit Gendersternchen (Arbeiter*innen), Unterstrichen (Pfleger_innen) oder Doppelpunkten (Lehrer:innen) überhäufen.
Grund: «Noch ist unklar, ob und welches der Sonderzeichen, die auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten abbilden sollen, sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen wird.» Damit zielen die Agenturen auf diejenigen, die den hochgestellten Stern als ideologisch oder unleserlich empfinden.
«Bis auf Weiteres» soll auf diese Sonderzeichen verzichtet werden. Genderstern und Co. würden ausserdem weder dem amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung noch der allgemeinen Sprachpraxis entsprechen.
Stattdessen verweisen die Agenturen auf andere diskriminierungsfreie Formulierungen: In einer handlichen Liste zeigen sie anhand von Beispielen, wie es gelingen kann, diskriminierende Sprache zu vermeiden.
Die Liste könnte glatt dem Deutschunterricht entsprungen sein: So wird geraten, mit Doppelformen («Schülerinnen und Schüler»), geschlechtsneutralen Pluralformen wie «Feuerwehrleute» und «Pflegekräfte» oder substantivierten Partizipien («Studierende») zu schreiben.
Möglich ist auch, eine Sache statt eine Person zu nennen («die Teilnahmeliste») oder schlicht eine neutrale Funktionsbezeichnung wie «Vorsitz» oder «Leitung» zu verwenden. Noch ausgeklügelter sind syntaktische Lösungen: Anstelle von «Raucher haben eine kürzere Lebenserwartung» schreibt man besser «Wer raucht, hat eine kürzere Lebenserwartung».
Und: Statt auf den «Rat des Arztes» hören Leserinnen und Leser künftig besser auf den «ärztlichen Rat».