Es war keine Sternstunde der Literatur, als für die deutsche Sprache das Gender-Sternchen (*) eingeführt wurde. Aber das Ding hat sich etabliert, auch wenn schon viele Witzchen darüber gerissen worden sind. Zum Beispiel von TV-Satirikern, die nicht wussten, wie man das * bei der gesprochenen Sprache aussprechen soll. Nun denn.
In Frankreich, wo bereits das «R» in der gepflegten Sprache eher gehaucht über die Lippen kommt, hat sich der Widerstand gegen das Sternchen inzwischen zu einem veritablen Sprachkrieg entwickelt. Nicht, dass Präsident Emanuel Macron nun mit Gendarmen gegen das Gendern ausrücken will. Aber sein Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat in diesen Tagen aus dem Élysée-Palast heraus die hochoffizielle Weisung erlassen, dass die Nutzung der gendergerechten Schriftsprache an Schulen in Zukunft verboten sei.
In der Begründung zum Erlass heisst es, die «inklusive» Schrift stimme nicht mit den in den Lehrplänen vereinbarten Regeln überein. Blanquers Plädoyer vor der französischen Nationalversammlung: Die Pünktchenwörter zur Umsetzung der geschlechtergerechten Sprache seien zu komplex und behinderten damit das Lesen sowie das Erlernen der französischen Sprache. Vor allem Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche würden sich damit schwertun.
Abstützen will die Regierung das Verbot des * mit einer Einschätzung der Académie française. Als oberste Hüterin des Französischen hatte sich die Académie bereits 2017 gegen die «inklusive Schrift» ausgesprochen. Denn es gehe um die «Verständlichkeit und Klarheit» der Sprache.
Auch wenn sich die Sprachpolizist*innen der Gendarmerie nun gegen die Anweisungen des Ministers wenden, steht das Volk in Frankreich ziemlich geschlossen hinter der Entscheidung. Das läge am herausragenden Ruf der Académie française.
Diese wurde 1635 unter Ludwig XIII. auf Betreiben des französischen Ministers und Kardinals Richelieu gegründet. Das Ziel: die «Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache». Die 40 Mitglieder sind auf Lebenszeit berufen. Allerdings gibt es auch berühmte Sprachartist*innen, denen die Aufnahme in die Académie verwehrt wurde. Zum Beispiel Denis Diderot, Jean-Jacques Rousseau, Honoré de Balzac, Gustave Flaubert, Charles Baudelaire, Émile Zola, Jean-Paul Sartre oder Albert Camus, um nur einige zu nennen.
Aber trotz des Verbots der Sternchen steht der endgültige Ausgang der Diskussion in Paris in den Sternen. Charmant, wie der Franzose nun mal ist, sollen jedenfalls Berufe und andere Funktionen, wenn sie von Frauen ausgeübt werden, künftig in der weiblichen Form genannt werden. Das war bisher «pas normal».