In Zürich ist das neue Büro für Live-Kommunikation «Oblique» am Start. Mitgründer Marc Muggli erzählt im Gespräch mit dem Klein Report, wie es zur Geschäftsidee kam, weshalb er das Agenturmodell für überaltert hält und wie sich Touch-Screen und Live-Erlebnis gegenseitig in die Hand spielen.
Wie kam es zwischen Ihnen, Tina Huber und Tania Kyburz zu der Idee, ein eigenes «Büro für Live-Kommunikation» zu gründen?
Marc Muggli: «Die Idee kam uns durch Inputs von Kunden. Sie haben uns fast schon dazu ermutigt, ein eigenes Büro zu gründen. Wir erkannten, dass ein schmales inhabergeführtes Büro mit viel Know-how und Mut zu neuen Ansätzen auf ein positives Feedback stösst. Nun haben wir den Schritt gewagt.»
Was hebt ihr Angebot von demjenigen anderer Mitbewerber ab?
Marc Muggli: «Zum einen können wir als Inhaber direkt an Projekten arbeiten. Wir können schneller als grosse Agenturen uns den jeweiligen Trends widmen. Zum anderen arbeiten wir mit einem starken Fokus auf den Gast respektive den Teilnehmer: Welche Erlebnisse bleiben beim Gast hängen? Ist es der richtige Weg, um die gewünschte Botschaft zu vermitteln? Zudem bauen wir zurzeit ein branchenübergreifendes Advisory Board auf mit Experten aus den Bereichen Innovation, Design, Kommunikation, interaktive Medien sowie Marketing.»
Gibt’s noch Platz auf dem Markt für einen neuen Live-Kommunikations-Anbieter?
Muggli: «Wir sind überzeugt, dass es immer Platz gibt für Neues im Bereich Kommunikation. Die Branche ist, wie so vieles derzeit, in einem starken Wandel. Die Zeit ist reif für junge und unabhängige Formate der Zusammenarbeit. Wir wollen uns bewusst nicht mit festen Partnerschaften binden. So können wir besser auf Kundenbedürfnisse individuell eingehen.»
Wieso nennen Sie sich «Büro» und nicht «Agentur»?
Muggli: «Gute Frage, die wir oft intern besprochen haben. Unser Ansatz ist es, die Live-Kommunikation ‘querzudenken’. Wir haben den Anspruch, die Konzepte und Projekte neu anzudenken, mit einem anderen nutzerorientierten Fokus an den Strategien zu arbeiten. Erst denken, dann handeln. Unsere Erfahrung zeigt, dass Agenturen oft erst handeln und dann denken. Das Agenturmodell ist in unseren Augen überaltert, die Zukunft verlangt agilere und individualisiertere Lösungen.»
Wollen Sie eine spezifische Marktnische füllen oder im «grossen Kuchen» mitmischeln?
Muggli: «Wir möchten Kunden, die gemeinsam mit uns an Projekten arbeiten und zusammen Ideen entwickeln wollen. Wenn es dafür eine Marktnische gibt, besetzen wir diese gerne.»
Haben Sie schon Aufträge an Land gezogen, wenn ja für welche Kunden arbeiten Sie zurzeit?
Muggli: «Seit Anfang des Jahres arbeiten wir bereits an mehreren Projekten. Unter anderen begleiten wir einen grossen Finanzdienstleister in strategischen Fragen zur Live-Kommunikation, beraten einen anderen bei neuartigen Konferenz- und Kongress-Formaten. Zudem konnten wir bereits eine Konferenz eines grossen nationalen Versicherers konzipieren und umsetzen. Für BernExpo durften wir ein Messekonzept neu denken und umsetzen. Die anderen Kunden dürfen wir auf Grund von Geheimhaltungserklärungen nicht nennen.»
Wie schätzen Sie die Entwicklung des Marktes für Live-Kommunikation in den letzten 20 Jahren ein, also grosso modo jene Zeitspanne, in der Internet und Mobile richtig gross geworden sind?
Marc Muggli: «Weg von vorgefertigten ausgelaugten Formaten, hin zu individuellen, durchdachten und massgeschneiderten Erlebnissen. Ein Erlebnis beginnt oftmals am Bildschirm und endet oftmals am Bildschirm, zwischendrin steht das Live-Erlebnis. Dieses Erlebnis gilt es zu orchestrieren, über alle Kanäle hinweg.»
Und welche Marktentwicklung erwarten Sie in den nächsten zehn Jahren?
Muggli: «Wir sind überzeugt, dass die Live-Kommunikation in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Welche Formate langfristig Erfolg haben werden, wird über den Inhalt definiert, nicht über die Verpackung. Zukünftig erfolgreiche Events lassen die Gäste respektive Teilnehmer den Inhalt mitgestalten und vermitteln ihm ein positives Gefühl einer Community mit gemeinsamen Interessen und Zielen.»
Was sagen Sie zu dem Bedenken, dass Live-Kommunikation umso mehr an Bedeutung verliert, je mehr Aufmerksamkeit aufs Smartphone huscht und in virtuelle Räume abwandert?
Muggli: «Wir glauben nicht, dass die Live-Kommunikation an Bedeutung verlieren wird. Im Gegenteil wird das Live-Momentum, das Bedürfnis gemeinsam etwas zu erleben, stärker werden. Wir sehen die Digitalisierung nicht als eine Konkurrenz oder eine Gefahr für die Live-Kommunikation, sondern sie birgt die Chance, einfacher und zielgerichteter Communities zu bilden und diese in realen Erlebnissen zusammenzuführen. Aufgabe ist es, zu wissen, wie man dieses Werkzeug richtig nutzen kann.»
Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?
Marc Muggli: «Das Smartphone in Live-Erlebnisse einzubinden, macht dann Sinn, wenn es dem Teilnehmer einen Vorteil bietet. Zum Beispiel dann, wenn ihm im Vorfeld Infos zum Anlass zugänglich gemacht werden, die Anmeldung vereinfacht wird oder wenn er während des Anlasses den Inhalt mitgestalten kann. Oder wenn nach dem Anlass eine Community vernetzt bleibt, sich austauschen kann. All dies funktioniert am besten über bereits bestehende Plattformen, niemand möchte ein weiteres App auf seinem Gerät.»