Raue Zeiten bei der «Neuen Zürcher Zeitung»: Umstrukturierungen und Stellenabbau verunsichern die Belegschaft an der Zürcher Falkenstrasse zunehmend. Manch einer überlegt sich deshalb zweimal, ob er seinem Unmut öffentlich Luft machen soll. Der Feuilleton-Journalist W. (Name der Redaktion bekannt) hat es kürzlich doch gewagt und an einer Ressortsitzung seine Meinung kundgetan. Dieser Mut wird nicht belohnt, wie der Klein Report aus den NZZ-Reihen erfahren hat.
W. wurde von NZZ-Chefredaktor Eric Gujer höchstpersönlich und von einem Mitarbeiter der Personalabteilung zu einem Sechs-Augen-Gespräch geladen. Gujer kritisierte dabei die Arbeit seines langjährigen Mitarbeiters und bemängelte vor allem, «dass er zu wenig Output produziere», so eine NZZ-Insiderin gegenüber dem Klein Report.
Gujer hat deshalb entschieden, dem Redaktor, der seit über 20 Jahren bei der NZZ tätig ist, in einer dreimonatigen «Probezeit die Möglichkeit zu geben, seinen Output wieder zu steigern».
Die Kollegen von W. finden das Vorgehen von Gujer mehr als peinlich und gehen schon jetzt davon aus, dass der betroffene Kollege am Ende der «Probezeit» die Kündigung erhält. «Eine Kündigung mit Ansage sozusagen», so die NZZ-Insiderin weiter.
Bei der NZZ wurden in diesem Jahr im Durchschnitt zwei Kündigungen pro Monat ausgesprochen. Und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Wie sagte NZZ-CEO Veit Dengler doch kürzlich bei einer Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter: «Wenn im ersten Quartal 2017 nicht eine bedeutende Verbesserung des Geschäftsgangs eintritt, sind einschneidende Personalmassnahmen zwingend.»