Die 149. Generalversammlung der AG für die Neue Zürcher Zeitung ist auf auf Twitter unter dem Hashtag #NZZGV auf reges Interesse gestossen.
Am Samstagmorgen strömten bei Türöffnung ab 8:30 Uhr die ersten Aktionäre ins Zürcher Kongresshaus. Punkt 9:30 Uhr startete die Generalversammlung, um 11:10 Uhr war sie auch schon wieder vorbei.
Der Klein Report hat ein paar spannende Tweets herausgepickt und zeigt die Stimmungslage an der diesjährigen Generalversammlung. Dem Mitleser bietet sich unter dem Hashtag #NZZGV ein faszinierendes Bild – Freund und Feind diskutierten und kommentierten die militärisch organisierte GV der alten Tante.
Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod eröffnete die Generalversammlung mit der nüchternen Feststellung: «Wenn wir Leserinnen und Leser verlieren, dann müssen wir in erster Linie das Profil schärfen.» Mit hämischen Worten wird auf Twitter Jornods Aussage kommentiert, dass «auch die Jungen wissen müssen, dass es für diesen Qualitätsanspruch nur EINE Zeitung gibt».
Der aufmerksame Beobachter konnte unter dem NZZ-GV-Hashtag weiter entnehmen, dass der bisher eher glücklose VR-Präsident bekannt gab, dass die NZZ nicht tausend weitere Österreichprojekte lancieren wird – aber sie werde weiter ausprobieren und lernen, so Jornod.
Da werden ein paar Anwesende im Zürcher Kongresshaus erleichtert aufgeatmet haben. Abschliessend versuchte Jornod dem Publikum Mut zuzusprechen: «Wir wollen den redaktionellen Abbau bei der Konkurrenz als Chance für unsere Publizistik verstehen», versprach er, was aber, wie der geneigte Klein-Report-Leser weiss, auf den NZZ-Redaktionen zurzeit genau nicht der Fall ist.
Der stellvertretende Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung», Luzi Bernet, verriet in der Diskussion derweil, dass die NZZ inzwischen mehr Digital- als Printleser habe.
Das Wort hat dann NZZ-CEO Veit Dengler übernommen: «Wir sind nicht auf rauer See, wir sind in einem Orkan.» Peter Hogenkamp, Ex-Leiter Digitale Medien der NZZ-Gruppe, liess es sich nicht nehmen und antwortete auf diese Feststellung: «Oh, als Visual für die Lage am Medienmarkt wählt die NZZ ein Still aus 'Perfect Storm'. Der war allerdings ohne Happy End.» Hogenkamp twitterte ein Bild von einem in einem Orkan verlorenen Schiff.
Für Dengler ist erfreulich, dass die NZZ in diesem Jahr mehr zahlende Kunden als vor zwei Jahren verzeichnet – die Leser seien bereit, für Qualität zu zahlen und er schliesst mit einer wichtigen Erkenntnis ab: «Wir haben eine gesunde Bilanz – und können damit Wachstum aus eigener Kraft finanzieren.»
Jedoch ist der Grundton eher negativ. An der Generalversammlung sind die Aktionäre auf «gewinnarme Jahre» eingeschworen worden. Die Dividende soll jedoch bleiben. Auch der Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», Felix E. Müller, spricht von einem «annus horribilis» für liberale Werte. Er fordert kämpferisch gleichzeitig: «Gerade im aktuellen politischen Umfeld braucht es die NZZ! »
Als Prominenz war offensichtlich unter anderen der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, Andri Silberschmidt, an der GV anwesend und teilte der grossen weiten Internet-Welt mit: «Eine wie immer sehr spannende #NZZGV mit Neuigkeiten, wo uns die Digitalisierung der Medienbranche bisher hingeführt hat.»
Die NZZ-Redaktorin Sara Maria Manzo freute sich über die Wahl der anwesenden Aktionäre von Lucy Küng, Professorin für Medieninnovationen, in den Verwaltungsrat: «Toll! Lucy Küng in den Verwaltungsrat der NZZ gewählt. Mehr Medieninnovation und mehr Frauen in Führung.»
Auch der Leiter des CEO-Office der NZZ, Daniel Ammann, findet über Küng nur lobende Worte: «Eine hochkarätige Verstärkung!»
Die ehemalige Social Media Editorin und Community Redaktorin der «Neuen Zürcher Zeitung», Adrienne Fichter, fasste die GV am Ende so zusammen: «#NZZGV ist immer Samstagmorgenkino via Twitter. Nun bin ich mal Zuschauerin.»