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Sonntag
18.09.2016

Werbung

Neun Jahre bei McCann, neun Jahre bei Publicis: «Ich scheine eine panische Angst vor dem zehnten Jahr zu haben», scherzt Curdin Janett, abtretender CEO von Publicis Schweiz, im Gespräch mit dem Klein Report. Nach über 20 Jahren in der Branche möchte er nun eine Geschäftsidee anpacken, die nichts mit seiner heutigen Tätigkeit zu tun hat.

«Wenn nicht jetzt, wann dann?», fragt sich Curdin Janett. Da Publicis Schweiz «sehr gut» dastehe und zudem international mit der Vereinung aller Kreativ-, PR-, Produktions- und Designagenturen der Publicis Gruppe ein Strategiewechsel ansteht, sei der Zeitpunkt «in Kombination mit meiner Lust auf etwas Eigenes» der richtige, so Janett.

Die Meldung, dass der Geschäftsführer von Publicis Schweiz seine Aufgaben bereits auf Anfang Oktober abgeben will, kam überraschend. «Das beweist, dass die Geheimhaltung geklappt hat», freut sich Janett. «Wir konnten Mitarbeiter und Kunden informieren, bevor selbst der Klein Report von der Sache Wind bekommen hat.»

Die Lust, künftig einer eigenen Idee nachzugehen, packte ihn auf einer Startup-Tour mit der Schweizerischen Gesellschaft für Marketing (GfM) und der folgenden Zusammenarbeit mit dem Impact Hub. «Die Szene hat mich fasziniert», sagt Janett. Und vor knapp eineinhalb Jahren entstand dann eine eigene Idee für ein Startup.

Nach erfolgreichen Jahren bei Publicis, unter anderem als Werber des Jahres 2015, könnte man vermuten, dass irgendwann die Kreativität und der Antrieb für Neues fehlt, oder dass Curdin Janett die Werbebranche schlicht und einfach satthat. Das dementiert er gegenüber dem Klein Report mit einem klaren Nein. «Die Branche bleibt interessant, wird es vielleicht sogar noch mehr. Und zu Neuem werden wir ja von der Transformation im Markt getrieben.» Bei Publicis heisse es deshalb: «If you don`t lead the change, the change will lead you», so Janett.

In Zürich sieht der Wechsel so aus, dass Publicis Communications Schweiz, Saatchi & Saatchi und Leo Burnett künftig enger zusammenarbeiten sollen. Der Klein Report will wissen, wie sich Internationalisierung und Vernetzung in der Branche und bei Publicis auf Druck und Stress auswirken. «Natürlich kann man sagen, dass früher alles etwas gemütlicher war. Aber war es das wirklich?», fragt sich Janett. Auch früher musste man schliesslich die beste Arbeit abliefern, um den Kunden zu überzeugen, vergleicht er, «und die Lichter in den Agenturen haben mindestens so lange gebrannt wie heute.»

Curdin Janetts neues Licht brennt aber nicht in der Kommunikationsbranche, sondern bei seiner Idee für ein Startup. Noch bis Weihnachten soll dazu ein «solider Investment Plan» entstehen. Und bis im April will Janett einen definitiven go/no go-Entscheid getroffen haben. «Man darf die Daumen drücken», schliesst er das Gespräch mit dem Klein Report deshalb.

Der neue Geschäftsführer von Publicis Schweiz, Thomas Wildberger, war für die Fragen des Klein Reports weniger empfänglich: «Es kommen gerade sehr viele Interview-Anfragen rein, die wir erstmal selektieren wollen», meinte er. Seine Antworten könne er daher «erst auf Anfang nächster Woche zusichern». Zu spät für den Klein Report, der nicht der 100-jährige Kalender ist.