Mit einem kritischen Gutachten zu ARD und ZDF sorgen 32 Wissenschafter des wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums momentan in Deutschland für Furore. Veränderte technische, aber auch ökonomische Rahmenbedingungen lieferten demnach gute Gründe für eine Reform des Rundfunksystems.
So soll ein zukunftsfähiges System des öffentlichen Rundfunks dem Subsidiaritätsprinzip mehr Gewicht geben: Der öffentlich-rechtliche Anbieter sollte nur mehr dort auftreten, wo das privatwirtschaftliche Angebot klare Defizite aufweist.
Angesichts der technischen Entwicklung gebe es kaum noch Gründe, warum der Rundfunkmarkt wesentlich anders organisiert sein sollte als der Zeitungsmarkt, der durch ein breites privates Angebot und Subskriptionsmodelle gekennzeichnet ist. Nur dort, wo die Privaten kein geeignetes Angebot erstellen, müsste gemäss dem Gutachten die öffentliche Hand einspringen.
Nur schon die Tatsache, dass das Gutachten bereits über 300 000 Mal abgerufen wurde, ist gemäss dem mitverantwortlichen Juristen Christian Waldhoff ein klares Zeichen, dass die Autoren damit einen Nerv getroffen haben. Am Dienstag fand in Köln ein Treffen statt, das zu einer heissen Redeschlacht ausartete.
Gegner des Gutachtens bemängeln insbesondere das Fehlen der Qualitätsfrage, zu der sich die Autoren nicht äussern wollen. Diese sehen die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter offenbar als Schrumpfrundfunk à la 3sat und Arte (mit Nachrichten und Dokumentarfilmen), wobei die Themen Sport und Unterhaltung nur mehr privaten Anbietern überlassen würden.
Diese deutsche TV-Debatte dürfte auch hierzulande genau beobachtet werden.