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Montag
02.03.2020

Medien / Publizistik

«Die Umsätze sind wirklich sehr stabil», sagt Simone Bianchi (r.), der im Januar die Federführung der «Rivista di Lugano» von Giorgio Maerk (l.) übernommen hat...

«Die Umsätze sind wirklich sehr stabil», sagt Simone Bianchi (r.), der im Januar die Federführung der «Rivista di Lugano» von Giorgio Maerk (l.) übernommen hat...

Nach fast 17 Jahren bei der Gruppo Corriere del Ticino hat der Verlagsmanager Simone Bianchi zur «Rivista di Lugano» gewechselt. Im Gespräch mit dem Klein Report spricht er über seine neue Rolle in dem Familienunternehmen, den neuen Gotthard-Tunnel und sagt, warum er ans Revival des Lokalen glaubt.

Insgesamt arbeiten neun Personen in Verlag und Redaktion für die Società Editrice Rivista di Lugano SA, ein 1938 von Fedele Dagotto gegründeter Familienbetrieb, wo Simone Bianchi seit Januar die Fäden führt.

In und um Lugano herum ist die «Rivista di Lugano» die einzige regionale Wochenzeitschrift, die im Abo verkauft wird. «Ihre von der Politik und Religion unabhängige Berichterstattung gilt als Referenz», sagt der neue Verlagsleiter zum Klein Report.

Die Zeitschrift profitiere indirekt auch von der neuen Gotthard-Röhre. Der Grossraum Lugano erlebe in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung, so Bianchi. «Seit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016 hat Lugano als Bindeglied zwischen Zürich und Mailand deutlich an Bedeutung gewonnen.»

Schaut man in die Statistik, stechen zwei Zahlen ins Auge: 43 Prozent der kantonalen Bevölkerung lebt heute im Grossraum Lugano, wo sich gut 47 Prozent der Tessiner Arbeitsplätze befinden.

Die Università della Svizzera Italiana, das Centro di Studi Bancari oder das Institut für Künstliche Intelligenz Dalle Molle haben ihren Sitz alle in Lugano. Und die UBS hat kürzlich in Stadtnähe ein eigenes Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz eingerichtet.

«Die Rolle der Lokalblätter hat wieder an Bedeutung gewonnen, da sich heute das allgemeine Nachrichten-Angebot relativ stark reduziert hat», sagt der neue Verlagsleiter, der auch zum Zentralvorstand von PR Suisse gehört. 

«Die Leser können immer seltener in die Tiefe gehen und die Vielfalt der Nachrichten hat sich in der Tages- sowie in der Sonntagspresse stark reduziert.»

Das komme der «Rivista die Lugano» letztlich zugute: «Die Umsätze sind wirklich sehr stabil.» Zwar hätte der Regional-Titel in der Vergangenheit nicht von der «Euphorie des nationalen Marktes» profitieren können. «Heute sind wir im Vorteil, weil wir die Kosten unter Kontrolle haben.» Man könne auf treue Leser und die lokalen Inserenten zählen.

Dass die Werber heute versuchen, ihre Zielgruppen immer direkter zu erreichen, biete für den Print-Kanal auch neue Chancen, sagt Simone Bianchi. So etwa die beiden «Rivista»-Grossauflagen, die im Mai und im Oktober an alle Haushalte des Bezirks Lugano verteilt werden.

Die MACH-Basic-Studie der Wemf bescheinigte der «Rivista di Lugano» im zweiten Halbjahr 2019 27'000 Leser, die bezahlte Auflage liegt demnach zurzeit bei 5'843 Exemplaren.

Das neue Jahr sei gut angelaufen, sagt Simone Bianchi, der sich seit Anfang Januar in seine neue Aufgabe einarbeitet. «Die Verfeinerung der Arbeitsorganisation, die Entwicklung der Technologie und die sinkenden Produktionskosten haben dazu beigetragen, eine gute Stabilität beibehalten zu können. Die aktuellen Werbebuchungen sowie die stabilen Abonnentenerträge lassen auf ein vielversprechendes 2020 hoffen.»

Das Redaktionsteam, das im Luganeser Quartier Viganello seine Büros hat, sei aufeinander eingespielt und gut vernetzt in der Region. Chefredaktor Ivan Pedrazzi, Redaktionskoordinator Roberto Guidi, sowie die Redaktionsmitglieder Ivana Aldi Molgora und Marina Carta-Buttiglione sind seit mehr als zehn Jahren mit dabei.

«Sie kennen nicht nur den Grossraum Lugano, die Behörden, die Politiker, die Wirtschafts- und Kultur-Akteure sehr gut, sie kennen auch viele Leute auf ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen. Und sie kennen die Geschichte unserer Region in- und auswendig», bescheinigt der Verlagsleiter seiner Redaktion. 

Was die «Rivista» biete, nennt Bianchi einen «Querschnitt des lokalen Lebens mit einem Fenster zur Welt». Dies auch dank den Erfahrungen, von denen jene Luganeser zu berichten haben, die ausserhalb der Stadt und im Ausland leben.

Bis im Juni soll die Stabübergabe an der Spitze des kleinen Verlags abgeschlossen sein. Der bisherige Verleger Giorgio Maerk werde weiterhin mit seiner Erfahrung als VR-Präsident «im Wandel die Kontinuität garantieren und die Strategie für die nächsten Jahre mitprägen», sagt Simone Bianchi.

Vor seinem Wechsel zur «Rivista di Lugano» arbeitete der Medienmanager während fast 17 Jahren für die «Corriere del Ticino»-Gruppe in unterschiedlichen Leitungsfunktionen.

Auf die glücklichste Episode angesprochen, sagt Bianchi gegenüber dem Klein Report: «Die schönsten Erlebnisse sind sicher diejenigen an die Gründung der Vermarktungsorganisation MediaTi Marketing und an die fast vier Jahre, während denen ich die Geschicke dieser Firma als Generaldirektor leiten durfte».

Dabei sei es um nicht mehr und nicht weniger als einen «Paradigmenwechsel» gegangen: «Nach 124 Jahren Publicitas auf Eigenregie zu wechseln.»