Eine neue, «interaktive» Werbeform erobert derzeit die Schweizer TV-Bildschirme. Seit einigen Tagen werden Kunden mit einer Swisscom-TV-Box über «interaktives Fernsehen» informiert. Auch das Schweizer Fernsehen (SRF) wirbt mit HbbTV-Spots für das Format, das neue Einnahmemöglichkeiten in sich birgt.
«HbbTV ist voreingestellt. Sie können den Dienst sofort nutzen», so lautet der aktuelle Hinweis der Swisscom, der derzeit über die TV-Bildschirme flackert und nicht bei allen Kunden gut ankommt. «Wir möchten unseren Kunden dieses attraktive und innovative Angebot näherbringen. HbbTV hat unserer Meinung nach grosses Potenzial, TV für den Zuschauer relevanter, persönlicher und interaktiver zu machen», erklärt Swisscom-Mediensprecherin Annina Merk dem Klein Report.
Für den neuen Dienst werden unter anderem Cookies auf der TV-Box gespeichert, die dann wiederum zur Analyse von Nutzungsverhalten der Kunden verwendet werden können. Und damit ist auch «interaktive Werbung» verbunden - also gewissermassen weitere «Werbung in der Werbung»: Wer den roten Knopf auf dem Fernsehgerät drückt, erhält weitergehende Informationen zu Produkten und Rabatten - individuell auf die Kundin oder den Kunden zugeschnitten.
Aus dieser neuen Werbeform ergeben sich wiederum neue Einnahmemöglichkeit für TV-Sender, Vermarkter sowie Anbieter von TV-Boxen: «An den von Admeira erwirtschafteten Werbeerlösen sind unsere Aktionäre und Geschäftspartner beteiligt», so Romi Hofer, Director Corporate Communications von Admeira, auf die Frage, wer von den potenziellen Mehreinnahmen profitiert.
In welchem Umfang speziell die Swisscom daran beteiligt ist, will der Telekomanbieter selber nicht verraten. «Dazu machen wir keine Angaben», sagt Annina Merk. Neben der Swisscom sind auch die TV-Sender potenzielle Gewinner der neuen Werbeform: Derzeit produzieren neben den drei SRF-Sendern auch RTS, RSI, ARD, ZDF, Arte und die beiden ORF ein Signal für HbbTV über Swisscom TV 2.0.
Auch SRF ist deshalb daran interessiert, dass das neue Format gut anläuft. Aus diesem Grund wirbt SRF «im Rahmen der Promotion eigener Angebote» mit TV-Spots für HbbTV, wie Nicolas Maingot, Operative und Stv. Leitung Unternehmenskommunikation der SRG, dem Klein Report erklärt: «Ziel ist, den Bekanntheitsgrad und die Nutzung des attraktiven Angebots zu steigern.»
Dass SRF auch «interaktiv» werben darf, ist in Art. 14 der Radio- und Fernsehverordnung (RTVV) vorgesehen. Jedoch muss dabei das Publikum durch die SRG «darauf hingewiesen werden, dass es das Fernsehprogramm verlässt und in ein kommerzielles Umfeld gelangt», wie die Verordnung vorschreibt. «Der Wechsel erfolgt erst nach Bestätigung des Hinweises durch das Publikum», sagt Maingot.
Wie sich die «interaktive Werbung» schlussendlich auf die Werbeeinnahmen von SRF, Swisscom und Admeira auswirkt, sei derzeit nicht abschätzbar. «Es ist noch nicht möglich, das Potenzial einzuschätzen», sagt Nicolas Maingot. Auch Romi Hofer pflichtet bei, es sei «noch viel zu früh, um eine Aussage bezüglich Werbeerlöse von interaktiver TV-Werbung zu machen». Das Format befinde sich noch in der Entwicklung.
Kundinnen und Kunden, die lieber auf «interaktive Werbung» verzichten möchten, können über die Swisscom-TV-Box in den TV-Einstellungen das «interaktive Fernsehen» deaktivieren.