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Freitag
04.12.2020

Medien / Publizistik

Thomas Engeli, der den «Nebelspalter» 1998 übernahm, ist an der Klarsicht AG mit 100‘000 Franken beteiligt...

Thomas Engeli, der den «Nebelspalter» 1998 übernahm, ist an der Klarsicht AG mit 100‘000 Franken beteiligt...

Der Herausgeber Thomas Engeli hat seinen «Nebelspalter» an die Klarsicht AG um den Journalisten Markus Somm und 60 Investoren verkauft. Ab 2021 erscheint die Satire-Zeitschrift in einer neuen Online-Version; an der Printausgabe soll festgehalten werden.

Der Klein Report wollte von Thomas Engeli wissen, wie sich der 1875 erstmals erschienene «Nebelspalter» in den neuen Händen weiterentwickeln wird. «Ich agiere weiterhin als Herausgeber der Zeitschrift und das ganze Print-Team bleibt bestehen. Es wird niemand ersetzt», sagte Engeli, der neu Verwaltungsrat der Klarsicht AG wird, auf Anfrage des Klein Reports am Donnerstag.

Der «Nebelspalter» habe Abonnenten gewonnen. «Das soll so bleiben», sagte Engeli. Ausserdem wisse Markus Somm, dass er mit Marco Ratschiller auf einen erfahrenen Redaktionsleiter zählen könne. «Die Zeitschrift bekennt sich zu ihren Wurzeln und versucht nicht, alles umzukrempeln.»

Die neuen Besitzer, die für die Übernahme des Titels extra die Klarsicht AG aus dem Boden gestampft haben, beabsichtigen den Aufbau eines Online-Angebots mit neuem Konzept. Auf die Frage des Klein Reports, ob damit eine Einstellung der Printausgabe geplant sei, antwortete Thomas Engeli: «Im Gegenteil. Ich habe mich nicht in den Verwaltungsrat wählen lassen, wenn ich nicht wüsste, dass alle Verwaltungsräte an der Printausgabe festhalten.»

Gemäss dem Herausgeber werde sich an der inhaltlichen Ausrichtung des «Nebelspalters», der eine Mindestauflage von 18‘000 zählt, nur wenig ändern. Einzig eine Ergänzung mit «recherchierten Berichten» sei gemäss Engeli geplant. Ansonsten soll die Zeitschrift «wie gewohnt» daherkommen.

Allerdings sollen online und im Print nicht die gleichen Artikel zu lesen sein: «Online wird das Tagesgeschäft durchleuchtet, die Zeitschrift erscheint monatlich. Synergien sind jedoch beschränkt möglich.»

Weitere Hinweise auf die zu erwartenden Beiträge gibt auch Redaktionsleiter Marco Ratschiller, der in einem am Donnerstag veröffentlichen Text auf nebelspalter.ch von «nichtsatirischen Echtmeldungen» und «Recherche-Konzept» schreibt.

Ratschiller soll gemäss den Plänen der Klarsicht AG weiterhin Redaktionsleiter des «Nebelspalters» bleiben. Doch an seine Seite wird Markus Somm gestellt, der die Zeitschrift als Chefredaktor «leiten» wird.

Auf die Frage des Klein Reports, wie dieses seltsam zusammengesetzte Führungsduo funktionieren soll, sagte Engeli: «Der Online-Bereich muss zuerst aufgebaut werden. Marco Ratschiller geniesst bis dann freie Hand und bleibt bei meiner Gesellschaft angestellt. Im Sommer werden wir die Situation neu beurteilen.»

Thomas Engeli, der den «Nebelspalter» 1998 übernahm, ist an der Klarsicht AG «mit 100‘000 Franken» beteiligt und damit «wie alle anderen», sagte er mit Blick auf die übrigen 60 Investoren.

Auf Nachfrage des Klein Reports, welche Namen hinter dem Deal stehen, antwortete der Verleger vorsichtig: «Politisch aktive Investoren wurden bewusst nicht angefragt. Wir werden die Investoren anfragen, ob sie mit der Bekanntgabe einverstanden sind.»

Doch obwohl die Geldgeber bereits eine «bedeutende Kapitalerhöhung» in Aussicht gestellt haben, ist die Klarsicht AG im Handelsregister noch gar nicht auffindbar. Wie ist das zu erklären? «Die Klarsicht AG wurde am Mittwoch gegründet. Die Kapitalerhöhung erfolgt demnächst», so Engeli abschliessend.