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Montag
15.03.2021

Medien / Publizistik

Der Chefredaktor der «Bild»-Zeitung und Sprecher der «Bild»-Geschäftsführung, Julian Reichelt, weist alle Vorwürfe zurück... (Bild © YouTube)

Der Chefredaktor der «Bild»-Zeitung und Sprecher der «Bild»-Geschäftsführung, Julian Reichelt, weist alle Vorwürfe zurück... (Bild © YouTube)

Der Chefredaktor der «Bild»-Zeitung, Julian Reichelt (40), ist vorübergehend beurlaubt worden. Dies teilte der Axel Springer-Verlag am Samstag mit. Grund dafür ist ein internes Compliance-Verfahren, das seit rund drei Wochen gegen Reichelt läuft.

Dem Manager wird Fehlverhalten gegenüber weiblichen Mitarbeiterinnen vorgeworfen. Unter anderem ginge es um Missbrauch, Mobbing und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen, wie der «Spiegel» zu Beginn der Woche aufdeckte.

Für eine sorgfältige Prüfung des Falls habe der Medienkonzern die Angelegenheit an die Kanzlei Freshfields übergeben. In der Zwischenzeit übernimmt Alexandra Würzbach, die Chefredaktorin von «Bild am Sonntag» und Mitglied der Chefredaktion der «Bild»-Gruppe, die Redaktionsführung.

Julian Reichelt, der auch Sprecher der «Bild»-Geschäftsführung ist, weist alle Vorwürfe zurück: «Die Vorwürfe sind falsch. Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen ‘Bild’ und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt», schreibt er in einer internen Nachricht an «Bild»-Mitarbeitende.

In der Stellungnahme, die vom Medienjournalisten Stefan Niggemeier auf Twitter geteilt wurde, erklärt Julian Reichelt weiter, dass er selber dem Vorstand vorgeschlagen hat, ihn zu beurlauben.

«Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat er den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden», äussert sich darüber der Axel Springer-Verlag am Samstag.

Beweise zu den Vorwürfen, die laut «Spiegel» von einem halben Dutzend Mitarbeiterinnen stammen, gebe es noch nicht. «Auf Basis von Gerüchten Vorverurteilungen vorzunehmen, ist in der Unternehmenskultur von Axel Springer undenkbar», schreibt der Verlag etwas widersprüchlich, denn boulevardeske Vorverurteilungen auf Titelseiten sind bei der «Bild» immer mal wieder zu lesen.

Gegen den «Spiegel» wird Reichelt nun presserechtlich vorgehen, verrät die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) am Sonntag. Die Information stamme aus seinem Umfeld. Grund für die Anklage sei, dass das Hamburger Nachrichtenmagazin den Chefredaktor vor seiner jüngsten Berichterstattung nicht mit den darin kolportierten Vorwürfen über angebliche Affären und Machtmissbrauch konfrontiert habe.