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Mittwoch
16.05.2018

Medien / Publizistik

«Zwischenerfolg» mit grossem Fragezeichen

«Zwischenerfolg» mit grossem Fragezeichen

Kehrtwende im Fall Hajo Seppelt: Der Sportjournalist der ARD hat nun doch ein Visum erhalten, das ihm die Einreise nach Russland während der Fussball-Weltmeisterschaft erlaubt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und DFB-Präsident Reinhard Grindel setzten sich zuletzt für Seppelt ein.

Bundesaussenminister Heiko Maas berichtete am Dienstagnachmittag über den Kurznachrichtendienst Twitter von einem «Zwischenerfolg». Von russischer Seite sei kommuniziert worden, dass Hajo Seppelt «zumindest zur WM einreisen darf».

Unklar ist hingegen, ob der Journalist, der sich auf Doping und Korruption im Sport spezialisiert hat, auch tatsächlich über das WM-Turnier berichten darf. Und wie die ARD über tagesschau.de informierte, warten in Russland bereits die Ermittlungsbehörden auf Seppelt, sollte er einreisen.

Dies wegen einer geplanten Einvernahme. «Hintergrund sind die in Russland laufenden Ermittlungen gegen Grigori Rodschenkow, der in der Dokumentation über das Staatsdoping als Whistleblower Informationen weitergegeben hatte.» In diesem Zusammenhang soll Hajo Seppelt zu seinen Enthüllungen über das «angebliche Doping» befragt werden.

Aufgrund des Zeugnisverweigerungsrechts des Sportjournalisten verweigerte Deutschland den russischen Behörden die Rechtshilfe in dieser Angelegenheit. Deshalb kann Seppelt nur einvernommen werden, wenn er russisches Staatsgebiet betritt.

Gemäss Heiko Maas werde sich Deutschland weiter für die freie Berichterstattung einsetzen. Neben dem klaren Statement der Bundesregierung um Kanzlerin Merkel erhöhte am Dienstag auch Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen Fussball-Bunds (DFB), den Druck auf den Weltfussballverband Fifa.

An der Pressekonferenz bei der Vorstellung des vorläufigen deutschen WM-Kaders in Dortmund forderte Grindel vom Schweizer Fifa-Präsidenten Gianni Infantino, dass dieser «persönlich bei der russischen Regierung vorstellig wird, um die Einhaltung der Staatsgarantien zu fordern».

Es folgte die Kehrtwende. Die Entscheidung der russischen Behörden zeige, dass «öffentlicher und politischer Druck wirkt», schreibt die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) in einer ersten Stellungnahme. Gleichzeitig lenkte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr die Aufmerksamkeit der sportinteressierten Öffentlichkeit auf die Lage russischer Journalisten: Für sie ändere sich durch diese Einzelfallentscheidung nämlich gar nichts an den generell schikanösen und repressiven Rahmenbedingungen.