Zwei der reichsten Menschen lassen sich scheiden. Melinda und Bill Gates dominierten am 4. Mai die weltweiten Schlagzeilen. Hinter dem Klatsch kommt dazu eine sehr sachliche Frage auf: Was passiert jetzt mit dem gigantischen Vermögen, das der Mitbegründer von Microsoft anhäufen konnte?
Seit Jahrzehnten sind Bill und Melinda Gates mächtige Kräfte auf der Weltbühne. Ihre enormen wohltätigen Beiträge ermöglichen ihnen den Zugang zu den höchsten Ebenen der Regierung, der Wirtschaft und des gemeinnützigen Sektors.
Die «Bill and Melinda Gates Foundation», mit einer Stiftung von rund 50 Milliarden Dollar, hatte immensen Einfluss in Bereichen wie der globalen Gesundheit und der frühkindlichen Bildung. Sie hat auch grosse Fortschritte bei der Verringerung von Todesfällen durch Malaria und anderen Infektionskrankheiten möglich gemacht.
Im vergangenen Jahr hat das Paar mehr als eine Milliarde Dollar für die Bekämpfung der Covid-Pandemie gestiftet.
Nun kommunizierte die Stiftung in einer Erklärung, dass Herr und Frau Gates Ko-Vorsitzende und Treuhänder bleiben würden und dass keine Änderungen bei der Organisation erwartet würden.
«Sie werden weiterhin zusammenarbeiten, um Stiftungsstrategien zu gestalten und zu genehmigen, sich für die Fragen der Stiftung einzusetzen und die Gesamtrichtung der Organisation festzulegen», war in der «New York Times» zu lesen.
Trotzdem wird die Scheidung neue Fragen über das Schicksal des Gates-Vermögens aufwerfen, denn ein Grossteil ist noch nicht an die Gates Foundation gespendet worden.
Gemäss «Forbes» verfügt Bill Gates über 124 Milliarden US-Dollar. Die Heirat dauerte 27 Jahre und das Paar hat drei Kinder im Alter von 18 bis 25 Jahren.
Somit: «Die Scheidung kann enorme Auswirkungen auf die Stiftung und ihre Arbeit auf der ganzen Welt haben», lässt sich Rob Reich, Professor für Politikwissenschaft an der Stanford University, zitieren. Denn: «Die Gates Foundation ist heute die wichtigste und einflussreichste philanthropische Einheit der Welt.»
Mit 1‘600 Mitarbeitern in Büros auf der ganzen Welt vergibt die Gates Foundation jährlich rund 5 Milliarden US-Dollar in Bereichen wie der globalen öffentlichen Gesundheit und Entwicklung. In mehr als zwei Jahrzehnten hat die Stiftung Milliarden ausgegeben, um Impfstoffe in die Entwicklungsländer zu liefern. Man arbeitet dazu eng mit Pharma-Führungskräften zusammen, um den Markt zu transformieren.
Die Stiftung nutzte ihr Know-how und ihre Beziehungen, um im Kampf gegen die Corona-Pandemie den Kauf von Impfstoffen für 92 arme Länder und Dutzende anderer Nationen zu organisieren.
Und jetzt? «Man könnte sich vorstellen, dass Melinda Gates allein eine viel progressivere Geberin ist», sagte David Callahan, Gründer der Website «Inside Philantropy». Er ist überzeugt: «Sie wird in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Kraft in der Philanthropie sein.»
Zum Vergleich: 2019 ließen sich Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, und seine langjährige Frau MacKenzie Scott scheiden. Frau Scott erhielt damals Amazon-Aktien im Wert von 36 Milliarden US-Dollar und machte sich sofort daran, Milliarden von Dollar an direkten Zuschüssen an eine Vielzahl progressiver Organisationen zu verschenken.
