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Freitag
03.12.2021

TV / Radio

Anthony J. Broadwater kann bei der Verkündigung seines nachträglichen Freispruchs die Tränen der Freude nicht zurückhalten…          (Bild: United News Post)

Anthony J. Broadwater kann bei der Verkündigung seines nachträglichen Freispruchs die Tränen der Freude nicht zurückhalten… (Bild: United News Post)

Die Serie «True Crime» erfreut sich auf Netflix einer grossen Beliebtheit. Jetzt dürften die Sympathiewerte noch steigen.

Denn die Beschäftigung mit echten, meist ungelösten oder komplexen Verbrechen hat sich für Podcasts und Streamingdienste als überaus erfolgreiches Format etabliert. Ungereimtes im Rechtssystem wird thematisiert.

Und jetzt sogar noch korrigiert. Recherchen zu einem Netflix-Dreh für einen neuen Film haben nämlich zu Tage gefördert, dass Anthony J. Broadwater 16 Jahre lang unschuldig in Knast verbringen musste. Das Gefängnis konnte er 1999 verlassen. Broadwater hat später geheiratet. Sein Leben war aber verfahren, obwohl seine Frau an seine Unschuld glaubte.

Eine heute berühmte Autorin hat den Schwarzen 1981 der Vergewaltigung bezichtigt. Alice Sebold ist heute Bestsellerautorin, ihr Buch «The Lovely Bones» wurde millionenfach verkauft und von Peter Jackson mit Susan Sarandon verfilmt. Es geht darin um die Folgen einer Vergewaltigung, wie auch in Sebolds autobiografischem Debüt «Lucky» («Glück gehabt»).

Doch der von ihr bezichtigte Anthony J. Broadwater war unschuldig. Sein Verfahren war derart fehlerhaft, dass seine Verurteilung heute, nach 40 Jahren, rückwirkend aufgehoben wurde.

Den Ausgangspunkt für diese Neubetrachtung brachte laut «New York Times» die geplante Verfilmung von «Glück gehabt» für Netflix. Produzent Timothy Mucciante bemerkte Diskrepanzen zwischen der Autobiografie und dem Script. Nachdem er die Produktion verlassen hatte, engagierte er einen Privatdetektiv.

Dieser sammelte Beweise für Broadwaters Unschuld. Ein Anwalt brachte den Fall erneut vor Gericht.

Broadwater, der immer auf seiner Unschuld bestanden hatte, zeigte sich erleichtert. Auch darüber, dass sich Sebold bei ihm öffentlich entschuldigte. «Es tut mir leid», schrieb sie, insbesondere, dass Broadwater «das Leben zu Unrecht geraubt wurde, das er hätte leben können».

Dieser sei Opfer eines «fehlerhaften Systems» geworden. Sebold hatte bei der polizeilichen Gegenüberstellung Broadwater nicht erkannt. Die Art, wie damals Indizien gegen ihn gesammelt wurden, gilt heute als unzureichend. Trotzdem wurde der Mann verurteilt, und es liegt nahe, «hier auch wieder auf die Schieflage der US-Gerichtsbarkeit gegenüber Schwarzen zu verweisen», wie der Fall in den US-Medien kommentiert wird.

Die Autorin will die neue Entwicklung zur Gutmachung in ein neues Buchprojekt einfliessen lassen. Die Verfilmung von «Glück gehabt» bei Netflix ist abgeblasen.