Innerhalb eines Jahres haben die Kabelnetze des Verbandes Swisscable 98'000 TV-Kunden mehrheitlich an die Swisscom verloren. Dieser Rückgang um 3,7 Prozent ist «massgeblich auf die Konkurrenz durch die Swisscom zurückzuführen», so der Verband, aber auch auf den Missbrauch der dominanten Stellung des staatlichen Telekom-Konzerns im Sportrechtebereich.
Das geht aus einem Verfügungsentwurf des Sekretariats der Wettbewerbskommission (Weko), der nun bei der Weko selbst vorliegt, hervor.
Viele Kabelnetzkunden wechselten zur Swisscom, da diese das bessere Sportangebot habe. Die staatliche Swisscom ist mehrheitlich im Besitz der Cinetrade und die wiederum ist die Mutterfirma der Teleclub. Dieser Bezahlfernsehsender besitzt die meisten Sportrechte in der Schweiz. Somit hat die Swisscom in den letzten Jahren die Verwertungskette zugemacht und kann nun ihr Angebot als Monopolistin unter anderem über Swisscom-TV verkaufen. Sie hat einen grossen Teil der Übertragung der Schweizer Fussball- und Eishockeyspiele der obersten Ligen an ihr TV-Angebot gekoppelt.
Der beim Weko-Sekretariat vorliegende Entwurf zeigt explizit «einen Missbrauch der starken Marktstellung von Swisscom bei den Sportrechten», so die Swisscable. Die Wettbewerbsrechtler verlangen «eine Änderung der Übertragungspraxis» und wollen die Swisscom mit 143 Millionen Franken büssen.
Simon Osterwalder, Geschäftsführer von Swisscable, weiss, dass es noch Jahre dauern kann, bis eine entsprechende Verfügung der Wettbewerbskommission umgesetzt ist.
«Mit dem Verdikt des Weko-Sekretariats sind nun alle Beteiligten – auch die Vertreter der Ligen und Sportvermarkter – sensibilisiert. Zudem ist das Thema auch in der Politik angekommen», so Osterwalder, der mit dem Wirtschaftsverband 200 privatwirtschaftlich wie auch öffentlich-rechtlich organisierte Unternehmen vertritt. Es steige die Chance, «dass der Missstand bei den Sportrechten endlich beseitigt wird», so Osterwalder.
Erst am Montag hat die Swisscom gemeinsam mit der SRG und Ringier angekündigt, einen aus der Konstellation heraus (halbstaatlichen) Vermarktungskoloss gründen zu wollen, um der internationalen Konkurrenz wie Google und Facebook «die Stirn bieten zu können».