Mit grossem Tamtam aus einem virtuellen Raum hat Mark Zuckerberg letzte Woche die Umbenennung seines Unternehmens Facebook in Meta angekündigt. Unter diesem neuen Label will sich der Konzern für die Zukunft rüsten.
Wenn ein umstrittener Social-Media-Gigant wie Facebook sich eine neue Identität zulegen will, sind die Spötter selbstverständlich nicht weit. Nach drei Tagen Meta lässt sich in den Medien nun ablesen: Die Flucht nach vorne hat viele kritischen Stimmen noch nicht zum Schweigen gebracht.
Facebook wolle «seinen aktuellen politischen Problemen in die virtuelle Realität entfliehen», schreibt etwa die «Washington Post» und will ihre Einschätzung mit handfesten Recherchen belegen. Facebook und seine Top-Manager versuchen demnach im grossen Stil, Politiker, Think-Tanks und Regulatoren für das neue Metaverse zu begeistern. Dabei gehe es im aktuellen Vorstoss «vor allem darum, möglichen Einwänden gegen die neue Technologie zuvorzukommen», berichtet die Zeitung unter Verweis auf zahlreiche Teilnehmer der Gespräche.
Auch namhafte Stimmen aus der Politik zeigen wenig Begeisterung. Es sei wie bei einem Krebsgeschwür, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez nach der Namensänderung auf Twitter. Mit Meta würde für den Profit «eine globale Überwachung und Propaganda für autoritäre Regime metastasiert».
Der einflussreiche Senator Richard Blumenthal, ebenfalls Demokrat, warnte den umstrittenen Social-Media-Konzern, man könne sich mit der Namensänderung nicht aus der Verantwortung stehlen, so nach dem Motto: «If I change my name, the regulators won't be able to see me.»
Natürlich kursieren auch zahlreiche Memes auf Twitter. Der neue Name Meta ist eine Steilvorlage für die Satiriker. Das Logo mit dem «Infinity»-Zeichen erinnert einige an ihr altes Tattoo. Personen mit entsprechenden Tätowierungen dürfte Mitleid künftig häufiger sicher sein.
Statt die erwünschte Ruhe ist inzwischen noch einmal eine neue Welle mit Enthüllungen angelaufen. Die neuste Recherche: Facebook habe als neue User bereits 6-jährige Kinder anvisiert. NBC News berichtet über Leaks von einem Blogbeitrag. Demnach soll es Pläne gegeben haben, dass User künftig in 5 Altersgruppen eingeteilt werden sollen. Kids (6 – 9 Jahre), Tweens (10 – 12), Early Teens (13 – 15), Late Teens (16 – 17) sowie Adults (18+).
Für jede davon solle Facebook ein massgeschneidertes Angebot bereitstellen, um sie langfristig bei Facebook zu halten. Um dieses Angebot zu entwickeln, wurden eigene Arbeitsstellen geschaffen und Fachkräfte dafür gesucht. Derzeit darf Facebook erst ab einem Alter von 13 Jahren genützt werden. Dabei soll es auch bleiben, hat Facebook inzwischen beruhigt.
Aber klar ist: Facebook hat ein Problem mit seinem Zielpublikum. Seine User werden immer älter und sterben damit eines unschönen Tages weg. Die Jugend hat längst coolere Plattformen entdeckt. Was kann Facebook dagegen tun? Eine düstere Version der Zukunft zeigt eine Plattform, die mit niedlichen Tiervideos verstopft wird. Das wäre dann die Version mit einer Verjüngung der aktuellen User. Die andere Seite wäre eine Plattform mit überparteilichem Müll. Beides ist nicht die Art von Sache, die Zuckerberg als sein Flaggschiff-Produkt sehen möchte.
Deshalb verständlich die Flucht in eine virtuelle Meta-Welt.
Allerdings lässt der neue Name Facebooks Struktur nach wie vor intakt. Facebook wird in Zukunft zwar nur noch ein Produkt von vielen unter dem Meta-Dach sein. Aber Zuckerberg herrscht dort weiter mit einer selbst für die Technologiebranche ungewöhnlichen Machtfülle. Er bleibt nicht nur Vorstandschef und Vorsitzender des Verwaltungsrats, sondern kontrolliert auch eine Mehrheit der Stimmrechte.