Die Sache zieht sich in die Länge. Weil bei der Hotline am Genfersee und in Lugano 270 neue Meldungen eingegangen sind, dauert die Aufklärung der SRG-Belästigungs-Affären beim Westschweizer sowie beim Tessiner Fernsehen länger als geplant. Die Verzögerung könnte Monate dauern.
Wie der «SonntagsBlick» schreibt, rechnet der SRG-Verwaltungsrat damit, dass die Berichte der Untersuchungen erst zwischen Anfang und Mitte April bereit sind. Dies erfuhren SRG-Mitarbeitende am Mittwoch intern.
Drei externe Untersuchungen hat die SRG Anfang November in Auftrag gegeben. Erster Anlass waren die Belästigungs- und Mobbingvorwürfe gegen den Moderator Darius Rochebin.
Eine zweite Untersuchung sollte Klarheit über die Verantwortungskette bei RTS liefern. Die dritte Expertise will die Instrumente unter die Lupe nehmen, die den SRG-Mitarbeitenden zur Verfügung stehen, um Verstösse gegen die persönliche Integrität oder andere Rechtsgüter zu melden.
SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina sagte Mitte November letzten Jahres über die Vorfälle: «Der ganze Verwaltungsrat und ich stehen ein für eine lückenlose, unabhängige Untersuchung der Fälle bei RTS sowie der Verantwortlichkeiten und der Tauglichkeit der heute in der SRG vorhandenen Instrumente zum Schutz der persönlichen Integrität. Das sind wir den Betroffenen schuldig.»
Einen Monat später zog sich dann Bernard Rappaz, Chefredaktor TV-Nachrichten, zurück. Und das für die Dauer der Untersuchungen bezüglich der Vorwürfe von sexueller Belästigung bei Radio Télévision Suisse.
Er sei sich bewusst, dass die aufgedeckten Fälle und die daraus resultierenden Ermittlungen die Teams destabilisieren können. Deshalb habe er diese Entscheidung getroffen, «damit meine Kollegen ihre tägliche Arbeit in vollständiger Unabhängigkeit fortsetzen können», liess Rappaz damals verlauten.
Da sich bei der Whistleblower-Hotline, die für die RTS-Mitarbeitenden bis am 15. Januar 2021 geöffnet war, noch weitere 230 Personen «mit diversen Anliegen» gemeldet hätten, wie der «SonntagsBlick» schreibt, bräuchten die zugezogenen Experten für die Auswertung der zum Teil anonymen Mitteilungen deutlich mehr Zeit.
Ebenfalls hat die Genfer Anwaltskanzlei Troillet Meier Raetzo um Verlängerung nachgefragt, welche die mutmasslichen Vorfälle in der RSI abklären muss. Dort seien 40 zusätzliche Meldungen eingegangen.
Die Vorfälle in der Romandie machen auch Gilles Marchand zu schaffen. Der heutige SRG-Generaldirektor war damals der verantwortliche Direktor in der Romandie. Was wusste er von den Vorwürfen rund um Mobbing und Sexismus in seinem Haus?
Für seine Position hängt viel von den Untersuchungsergebnissen ab.