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Dienstag
15.09.2020

Medien / Publizistik

Der Stifterverein Medienqualität hat zum dritten Mal die Schweizer Medien unter die Lupe genommen. Auffallend sei eine problematische Medienkonzentration.....

Der Stifterverein Medienqualität hat zum dritten Mal die Schweizer Medien unter die Lupe genommen. Auffallend sei eine problematische Medienkonzentration.....

Die dritte Ausgabe des Medienqualitätsratings MQR-20 ist publiziert worden. Dieses untersucht die Qualität der 49 wichtigsten Informationsmedien der Schweiz anhand wissenschaftlicher Methoden. Das Ranking erfolgt gesondert für vier Mediengruppen mit vergleichbarer publizistischer Ausrichtung.

Das Nachrichtenmagazin «Echo der Zeit» von Radio SRF führt zum dritten Mal die Bestenliste der Informationsmedien an. Es setzt über alle untersuchten Medientitel hinweg den Massstab punkto Medienqualität in der Schweiz- sowohl in der Inhaltsanalyse wie auch in der Publikumsbefragung.

Die gedruckte NZZ führt die Gruppe der Tages- und Onlinezeitungen an, die «NZZ am Sonntag» ist innerhalb der Sonntagszeitungen und Magazine am besten platziert. Unter den Boulevard- und Pendlerformaten behält lematin.ch seine Spitzenposition bei.

Die Newsseite blick.ch ist die Aufsteigerin im Medienqualitätsrating MQR-20, da sie von allen Informationsmedien gegenüber dem MQR-18 am meisten Qualitätspunkte gewonnen hat. Sie legt sowohl in der Berichterstattungsqualität als auch bei der Publikumswahrnehmung um je 6 Punkte zu.

Im Gesamtbild zeigt sich, dass in der Schweiz die Medienberichterstattung an Vielfalt verliert. Diese Entwicklung wird durch redaktionelle Verbundsysteme verschärft: Immer weniger Redaktionen entscheiden darüber, welche Themen, Meinungen und Akteure mediale Aufmerksamkeit erhalten. Diese zunehmende inhaltliche Medienkonzentration sei problematisch für Demokratie und Gesellschaft, schreiben die Autoren beim Stifterverein Medienqualität.

Dieser vergibt den Auftrag zur Untersuchung. Das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich misst dazu die Berichterstattungsqualität mittels eines inhaltsanalytischen Verfahrens. An der Universität Fribourg und an der Hochschule Luzern wird die Qualitätswahrnehmung mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung gemessen.

Als eine bemerkenswerte Entwicklung konnte die Studie auch einen Vielfaltsverlust beobachten. Dies vor allem bei Medien, die in Verbundsysteme integriert sind und über Zentralredaktionen mit Inhalten versorgt werden. Der Vielfaltsverlust wird durch die wachsende inhaltliche Medienkonzentration als Folge von Mehrfachverwertungen von Beiträgen in Verbundsystemen akzentuiert. Immer weniger Redaktionen entscheiden darüber, welche Themen, Meinungen, Personen und Organisationen Publizität erhalten.

Boulevard und Online gewinnen überraschend deutlich Qualitätspunkte. Sonntagszeitungen und Magazine weisen eine vergleichsweise hohe Qualität auf, haben aber gegenüber 2018 durchwegs an Qualitätspunkten verloren. Das Publikum schätzt die Qualität der Sonntagszeitungen nach wie vor ähnlich hoch ein. Die Ausnahme ist der «SonntagsBlick», der zwar keinen Punktverlust verbuchen muss, jedoch weiterhin das Schlusslicht der Vergleichsgruppe bildet.

Die Qualität verschiedener Online-Newsseiten verbessert sich teilweise deutlich. Die Online-Ausgaben der «Berner Zeitung» oder des «Blicks» überflügeln die Werte der gedruckten Ausgaben. Dies bestätigt, dass es trotz Aktualitätsdruck möglich ist, im Onlinebereich qualitativ hochwertigen Journalismus zu produzieren. Die Onlineangebote lematin.ch und watson.ch führen die Gruppe an.

Eine für das MQR-20 durchgeführte Vertiefungsstudie zeigt eine zunehmende inhaltliche Medienkonzentration im Schweizer Pressemarkt. In nur zwei Jahren hat sich der Anteil der Mehrfachverwertungen, sogenannte «geteilte Beiträge», von 10 auf 21 Prozent erhöht. In der Berichterstattung zu nationalen Politikthemen beträgt der Anteil an geteilten Beiträgen 2019 bereits 41 Prozent.

Treiber dieser Entwicklung sind die Verbundsysteme TX Group und CH Media. In beiden Verbundsystemen ist der Anteil geteilter Beiträge von 2017 bis 2019 deutlich angestiegen - bei der TX Group von 16 auf 37 Prozent, bei CH Media von 12 auf 20 Prozent.

In beiden Verbundsystemen hat auch die Anzahl geteilter Leitartikel, Kommentare und Rezensionen im  Zeitraum von 2017 bis 2019 deutlich zugenommen - bei der TX Group von 12 auf 22 Prozent, bei CH Media von 8 auf 25 Prozent.

Nicht von der inhaltlichen Medienkonzentration betroffen ist gemäss Studie das Regional-Ressort. Dieses werde auch in Verbundsystemen von eigenständigen Redaktionen mit Inhalten versorgt. Jedoch ist in der Berichterstattung zu regionalen Themen, sowohl bei der TX Group als auch bei CH Media, eine Tendenz zur Boulevardisierung feststellbar.