Man kann es täglich in den Zeitungen sehen. In den immer dünner werdenden Printausgaben und auch im Online sind wir weit weg von den Tagen, wo eine wichtige Theaterpremiere noch eine halbe Seite bekommen hat und von den neuen Filmen im Kino am Donnerstag mindestes drei mit einer Kritik plus Szenenbildern gewürdigt wurden.
«As Time Goes By» ist ein dazu passendes Filmzitat.
Jetzt wird der subjektive Eindruck auch wissenschaftlich von einer Studie untermauert. Die Erkenntnis: Die Kulturberichterstattung in Schweizer Medien gilt als «intakt, aber gefährdet». Hauptgrund dafür ist die sinkende Vielfalt aufgrund einer steigenden Medienkonzentration. Analysiert hat das eine Studie des Forschungszentrums für Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich.
Die Studie mit dem Titel «Qualität der Kulturberichterstattung. Untersuchung des Status Quo in der Schweiz» ist am Montag in deutscher und französischer Sprache erschienen. Die Wissenschaftlerin Franziska Oehmer und ihr Kollege Daniel Vogler vom Fög haben für ihre Untersuchung 48 Leitmedien aus allen drei Sprachregionen im Zeitraum von 2015 bis 2019 ausgewertet. Nicht berücksichtigt sind spezifische Kulturmedien.
Sie haben den Begriff «Kultur» grosszügig sehr weit gefasst. Sie konnten dabei feststellen, dass Kulturberichterstattung rund 10 Prozent der Gesamtberichterstattung ausmacht. Dieser Anteil sei im Verlauf des Untersuchungszeitraums konstant geblieben. Diese Erkenntnis führt zur Aussage, die Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien sei «intakt».
«Gefährdet» sei sie hingegen, weil beispielsweise regionale Zeitungen wie «Basler Zeitung», «Berner Zeitung», «Der Bund» und der «Tages-Anzeiger» unter dem Dach der TX Group einen Verbund bilden, ebenso wie «Aargauer Zeitung», «Luzerner Zeitung» und «St. Galler Tagblatt» unter CH Media.
«Derartige Konzentrationen bedeuten, dass journalistische Beiträge generell und somit auch Kulturbeiträge in allen diesen Zeitungen immer häufiger identisch sind», muss die Studie feststellen.
Weiter heisst es dazu, dass «aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Journalismus» davon auszugehen sei, dass «die Konzentration der Kulturinhalte in nächster Zeit eher zu- statt abnehmen» werde. Besonders davon betroffen seien «meinungsbetonte Formate, allen voran Rezensionen».
Und jetzt? Die Autorenschaft der Studie sucht nach Lösungen, zum Beispiel eine gemeinsame Infrastruktur für die verschiedenen Plattformen oder eine breit abgestützte Nachrichtenagentur für Kulturinformationen in der Informationsaufbereitung. Das das wird wohl noch Zukunftsmusik bleiben müssen. Aber wer schreibt schon etwas über Zukunftsmusik, wenn in den Medien nicht einmal die aktuelle eine verdiente Resonanz findet, fragt sich der Klein Report.
Mitfinanziert hat die Studie CH-intercultur, früher Schweizer Feuilleton-Dienst, der bis 2020 als kultureller Pressedienst mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zusammengearbeitet hat. CH-intercultur arbeitet nun an einem Modell für Kulturberichterstattung und Kulturkritik.