Manche Werbeauftraggeber fahren auf Sicht und stornieren Aufträge. Doch es gibt auch Gegenbeispiele. Manfred Strobl, CEO von Mediaschneider sagt im Gespräch mit dem Klein Report, für welche Marken die Corona-Krise Chancen bietet und wie sich der Media-Mix verschieben wird.
«Ich sitze gerade in unserem Büro in der Zollikerstrasse, zusammen mit Kollegen und Kolleginnen aus dem Management, in Rufweite verstreut», sagt Manfred Strobl am Mittwoch gegenüber dem Klein Report.
Die Stimmung im Team der Zürcher Mediaagentur sei gut. Die Mitarbeitenden arbeiteten im Homeoffice, «das funktioniert überraschend gut». Über Mittag hätten sie sogar via Skype miteinander gegessen und geplaudert.
Es ist eine verrückte Zeit, doch man nehme es mit Humor, sagt Manfred Strobl: «Wir haben heute Morgen erst mal gelacht, als wir uns beim virtuellen Kader-Meeting an ganz unterschiedlichen Orten zu Hause gesehen hatten - der eine im Wohnzimmer, die andere auf einem ruhigen Balkon.»
«Aber ja, die Stornierungen gibt es», so Strobl weiter. Das beruhe teilweise auf dem Gedanken «jetzt erstmal abwarten und die weitere Lage sondieren», teilweise auch auf konkreten betrieblichen Erfordernissen, wie etwa in der Reisebranche.
Doch der Mediaschneider-CEO sieht auch Beispiele, bei denen gerade jetzt eine starke Werbepräsenz sinnvoll sei: So etwa Kunden, die imagebildende Massnahmen starten möchten wie Energieversorger und Telekomanbieter, oder solche, die Informationen verbreiten müssen wie das Bundesamt für Gesundheit.
Der Corona-Notstand biete auch jenen Unternehmen Chancen, die Menschen zum Konsum zu Hause motivieren möchten, wie zum Beispiel Feldschlösschen oder Dieci, oder auch für Unterhaltungsangebote wie Walt Disney oder jackpots.ch.
«Manche Kunden nutzen die Zeit für einen ‚Home Media‘-Push, denn zurzeit sind die Menschen vor allem vor dem TV oder eben digital überdurchschnittlich gut zu erreichen, sie hören Radio und fragen die Suchmaschine.»
E-Commerce und Home Delivery würden rege genutzt und auch die digitalen Unterhaltungsangebote legten zu. «Alles, was vom Sofa aus Beachtung findet, wird kurzfristig im Media-Mix gewinnen», sagt Strobl. «Vielleicht wird auch die abonnierte Tageszeitung wieder mehr Beachtung finden ...»
Insgesamt würden die Werbebudgets und der Media-Mix in den nächsten Wochen «sehr volatil» bleiben. Auch in der Kommunikationswirtschaft müsse man jetzt einen kühlen Kopf bewahren, mahnt Manfred Strobl zum Schluss. «Ich bin der Überzeugung, dass aktive Marken mit begründeter Zuversicht aus dieser Krise gehen werden.»