Die am 1. Juni 2012 gestartete Mediafactor schliesst ihre Tore. Die Berner Mediaagentur mit drei Angestellten beendet per 30. Juni nach sechs Jahren ihre Media-Beratertätigkeiten, wie der geschäftsführende Inhaber Urs Rueb auf Anfrage des Klein Reports bestätigte.
«Die Entwicklung des Marktumfelds und persönliche Gründe haben mich zu diesem Entschluss gebracht», erklärte Rueb seinen Entscheid. «Wenn man mir vor drei Jahren eine solche Marktkonzentration auf Anbieterseite vorhergesagt hätte, hätte ich die Person ausgelacht. Tatsächlich ist genau das eingetroffen. Insbesondere mit Admeira, deren Mütter proprietär in Content/Redaktion, proprietär in Daten/User/Leser und proprietär in Inventar sind, wurde ein marktverzerrendes Konstrukt geschaffen - mit Regierungshilfe und Staatsbeteiligung notabene», zieht der Media-Spezialist sein nüchternes Fazit.
«Dass die Wettbewerbskommission seinerzeit bei ihren Abklärungen punkto Marktbeherrschung nur die Inventarseite abklärte, lässt grossen Interpretationsraum an deren Verständnis der Dreiseitigkeit des Marktsystems. Entsprechend rechne ich nicht damit, dass die Goldbach-Übernahme durch Tamedia negativ bewertet oder mit hohen Auflagen belegt sein wird», so Urs Rueb weiter.
Zudem nehme er eine Verschiebung der Wertschöpfungskette wahr: «Die Vermarkter/Publisher bieten vermehrt Content-Marketing-Pakete an. Die Werbeauftraggeber andererseits denken vermehrt über eine Rückwärtsintegration ihrer datengetriebenen Marketingaktivitäten nach. Das Agenturmodell kommt unter Druck. Für kleine unabhängige Mediaagenturen eine riesige Herausforderung.»
Um diese digitale Transformation effektiv begegnen zu können, bleibe nur Wachstum um spezialisierte Agenturstrukturen und Dienstleistungsangebote kreieren zu können. «Leider belegten wir in den letzten zwei bis drei Jahren bei Pitchs oder Ausschreibungen nur die zweiten Plätze. Eine fatale Bilanz im Beratergeschäft», so die Schlussfolgerung von Urs Rueb gegenüber dem Klein Report.
Die Beratung von Mediaforce umfasste Mediastrategie, Planung und Einkauf, Wettbewerbsanalysen und Media-Audits, Mediaschulung, Kommunikationswirkungsmessungen sowie Verlagsmedia-Marketing. «Laufende Kampagnen und Projekte werden bis am 30. Juni 2018 durch uns wie gewohnt betreut und abgewickelt. Den Juli nützen wir, um angefangene Projekte an die neuen Verantwortlichen zu übergeben respektive abgeschlossene Kampagnen abzurechnen», sagte Rueb weiter.
Auch Mitinhaberin und Mediaberaterin Nina Meyer trägt den Entschluss mit. «Nina Meyer möchte nicht alleine weitermachen... Wir haben den Ausstieg zusammen beschlossen», erklärte Urs Rueb die Vorgänge und was mit den Kunden wie zum Beispiel Swisslos passiert. «Die Übergabe der Kunden ist im vollen Gange, teilweise bereits erfolgt», so Rueb.
«Die Fragmentierung der Mediadisziplinen setzt kleine Mediaagenturen mit ihren `Generalisten` unter grossen Stress», sagte er über die Situation für kleinere Mediaagenturen. «Einer kleinen All-Mediaagentur bleibt nur das Wachstum, um Spezialisten anzuwerben oder sich in der Nische auf eine Mediagattung zu konzentrieren», ist er überzeugt.
Trotz allem, was war das Schönste für ihn und sein Team in den letzten sechs Jahren? «Dass wir für Kunden arbeiten durften, welche mit uns zusammenarbeiten wollten, uns vertrauten und unterstützten. Und der Goodwill, den die Anbieter unserer kleinen Agentur entgegenbrachten und die daraus resultierende partnerschaftliche Zusammenarbeit.»
Und er selber, wie geht es weiter? «Zuerst gilt es, den geordneten Ausstieg abzuschliessen. Danach werden wir sehen», so Rueb abschliessend.