Von der «Coopzeitung» auf den hart umkämpften Medienplatz Basel: Seit Anfang November ist Matthias Zehnder (45) Chefredaktor der «bz Basel» und in dieser Position auch für die publizistischen Aktivitäten der «bz Basellandschaftliche Zeitung» und der Basler Ausgabe des «Sonntag» verantwortlich. Der Klein Report hat beim Wahl-Basler nachgefragt, was ihn zum Stellenwechsel bewogen hat und wohin die Zeitung der AZ Medien am Rheinknie steuert.
An der Aufgabe gereizt habe ihn die «Bewegung»: «Es gibt keinen Ort in der Schweiz, der medial im Moment so interessant ist wie die Stadt Basel», erklärte Zehnder gegenüber dem Klein Report. «Hier treffen derzeit mit der `bz Basel` und der `Basler Zeitung` (BaZ) zwei Tageszeitungen und mit der `TagesWoche` und der Basler Ausgabe des `Sonntag` zwei Wochenzeitungen aufeinander.» Auch habe er die Gelegenheit erhalten, in «seiner» Stadt eine Tageszeitung weiterzuentwickeln - eine «einmalige Gelegenheit». Als unsicher will er das Projekt nicht bezeichnen: «Die Zahlen sind derzeit sehr gut, es ist viel positive Bewegung drin.»
Das Ziel sei es, die «bz Basel» als unabhängige Tageszeitung für Basel zu etablieren, wobei in der Stadt nicht bloss mehrere Zeitungen, sondern ganz unterschiedliche Zeitungskonzepte gegeneinander antreten würden: «Während es sich bei den Konkurrenztiteln um eher politische Konzepte handelt, die zum Teil an die alte Tradition der Parteizeitung oder zumindest der weltanschaulich fest verankerten Zeitung anknüpft, ist die `bz Basel` ein publizistisches Projekt», erklärte Zehnder. Sie habe denn auch keine politischen, sondern nur ökonomische Ziele. «Ziel ist es, mit interessanten, mehrwertigen Inhalten Aufmerksamkeit zu generieren und dem Leser einen hohen Nutzen anzubieten. Und das nicht nur auf Papier, sondern schrittweise auch im Internet», so Zehnder.
Das Verhältnis zwischen den Halbkantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft ist durch grössere und kleinere Konflikte und vor allem gegenseitige Klischees belastet - da verwundert es nicht, dass die «Basellandschaftliche Zeitung» bei den Städtern einen schweren Stand hat. Was will der neue Chefredaktor tun, damit die «bz Basel» im Stadtkanton künftig als eigenständiges Produkt wahrgenommen wird?
Tempi passati, meinte Zehnder, heute werde die «bz Basel» als Alternative zur BaZ angenommen. «Wir sind stolz auf die starke Basis im Baselland und bauen auf dieser starken Basis jetzt eine ehrliche Zeitung in der Stadt auf.» Diese «ehrliche Leistung» werde zunehmend honoriert: «Da spielt es keine Rolle, dass die Zeitung ursprünglich vom Land kommt. Im Gegenteil: Wir sind heute stärker in der Region verwurzelt als die Konkurrenz, weil auch unser Verleger ein Nordwestschweizer ist.» Auch sei man dabei, die Kräfte in der Stadt zu bündeln, was zu einer stärkeren Wahrnehmung führen werde - der Standort in Liestal bleibe aber selbstverständlich bestehen.
Doch ist es überhaupt sinnvoll, wollte der Klein Report wissen, zwei praktisch identische Produkte wie die «bz Basel» und die «bz Basellandschaftliche Zeitung» auf geografisch so kleinem Raum unter zwei verschiedenen Namen zu vertreiben? Zehnder sieht darin kein Problem: «Es sind ja nicht zwei Produkte, die wie, sagen wir, Ariel und Persil um Regalmeter und Käufer buhlen und sich gegenseitig verdrängen», vielmehr seien es «zwei Ausprägungen eines Produkts», «vergleichbar vielleicht mit dem Flüssigwaschmittel Coral, das es als Color für Buntwäsche und als Black für schwarze Wäsche gibt. In der Flasche steckt immer Coral, je nach Zielgruppe ist das Flüssigwaschmittel aber etwas anders aufbereitet.»
Genau so sei es mit der «bz Basel»: «Weil man in der Stadt mit einem Landtitel nicht punkten kann, bauen wir die Fronten in der Stadt um, darunter steckt im Wesentlichen aber dasselbe Produkt», so Zehnder. (Den Nicht-Baslern sei erklärt: Der Waschmittelvergleich Zehnders bietet sich an, hat doch der FDP-Regierungsratskandidat Baschi Dürr öffentlichkeitswirksam angekündigt, auch im Fall seiner Wahl einen Vormittag pro Woche zu Hause bleiben zu wollen, um Wäsche zu machen.)
Nach den aktuellen Zahlen und der Zielsetzung gefragt, sagte Zehner: «Zahlenmässig sind wir gegenüber dem Vorjahr im Lesermarkt und im Anzeigenmarkt im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, das ist sehr erfreulich.» Mittelfristig wolle man mit der «Basler Zeitung» gleichziehen, dabei komme es allerdings nicht nur auf das Tempo der bz-Aufwärtsbewegung an, «sondern auch auf das Tempo der Abwärtsbewegung der BaZ...», erlaubte sich der Zeitungsmacher einen Seitenhieb.
Die Chancen, dass sich die «bz Basel» etablieren kann, stünden gut: «Die Anzeichen dafür sind derzeit sehr ermutigend, die Zeitung stösst auf viel Goodwill und Zustimmung, was sich mittlerweile zum Glück nicht mehr nur in Applaus ausdrückt, sondern auch handfest in Zahlen», gab sich Zehnder gegenüber dem Klein Report optimistisch.