Martin Coninx gibt die Geschäftsführung der «Finanz und Wirtschaft» auf Ende Jahr ab und verlässt Tamedia nach neun Jahren, um sich selbstständig zu machen. Der Klein Report hat sich am Mittwoch beim ältesten Sohn des ehemaligen Tamedia-Verlegers Hans Heinrich Coninx nach der Situation der Anlegerzeitung und seinen Zukunftsplänen erkundigt.
«Mein Beschluss ist rein persönlich begründet», erklärte Coninx. «Nach beinahe einem Jahrzehnt bei der `Finanz und Wirtschaft` möchte ich etwas Neues machen. Das bedeutet, dass ich in einem kleineren Umfeld von Grund auf eine Firma aufbauen möchte.»
Erst Mitte Januar hat Axel Springer Schweiz bekannt gegeben, dass die Printausgabe des Anlegermagazins «Stocks» eingestellt wird - wegen der Verlagerung der Finanzinformation und des Inseratemarkts ins Internet. Gefragt nach der aktuellen wirtschaftliche Situation der «Finanz und Wirtschaft», sagte Coninx: «Stocks bewegte sich thematisch und wirtschaftlich in einem ähnlichen Umfeld, die Publikation ist aber nicht eins-zu-eins vergleichbar.»
Während die «Finanz und Wirtschaft» sich insbesondere an semiprofessionelle und professionelle Investoren richte, habe «Stocks» den Fokus eher auf dem Segment der Retailkunden gehabt. «Dieses ist viel volatiler und kam nach dem Platzen der New-Economy-Bubble nie mehr in gleichem Umfang zurück. `Stocks` wurde kurz vor dem Platzen der Blase lanciert. `Finanz und Wirtschaft` erscheint im 86. Jahrgang und ist durch die relativ neue Blattarchitektur und den neuen digitalen Auftritt für die Zukunft gerüstet», so der scheidende Geschäftsführer.
Doch seien die Krisenjahre auch für die «Finanz und Wirtschaft» schwierig gewesen und diese hätten den Verlag zu Restrukturierungsmassnahmen gezwungen, so Coninx. «Wir gehen aber davon aus, dass wir mit unserer angepassten Bundstruktur und dem Onlineauftritt gewappnet sind.»
Auf die Frage des Klein Reports, ob sich «Finanz und Wirtschaft» als Printprodukt am Markt halten kann, meinte Coninx: «Unabhängige Analysen, Hintergrund und Meinung sind auch künftig von grosser Bedeutung. Wir entwickeln uns mit dem digitalen Angebot seit letztem Sommer stetig weiter und sehen grosse Zukunftschancen. Die `Finanz und Wirtschaft` wird sich auf jeden Fall am Markt halten können, die Wichtigkeit der digitalen Kanäle wird jedoch weiter zunehmen.»
Über seine eigenen unternehmerischen Plänen will Martin Coninx zu gegebener Zeit orientieren. Der Medienbranche werde er treu bleiben - wenn man den Begriff «Medienbranche» nicht zu eng fasse. Und wann ist mit seiner Rückkehr zu Tamedia zu rechnen? «Ich kehre Tamedia mit meiner Unabhängigkeit nicht den Rücken. Über die Familie bin ich dem Unternehmen nach wie vor eng verbunden», so Martin Coninx.