Die Schweiz ist nach den Lockerungen wieder auf den Beinen und der Alltag kehrt langsam zurück. Doch die Corona-Krise ist noch nicht vorbei, hat aber schon tiefe Spuren hinterlassen. Auch der Aussenwerbekonzern blieb nicht verschont und musste Kurzarbeit beantragen.
Im Interview mit dem Klein Report gibt Markus Ehrle, CEO von APG|SGA, Einblick in die Zeit des Lockdowns und die nun erfolgten Lockerungen. Zudem erklärt Ehrle, warum das «Welcome back Out-of-Home»-Angebot so erfolgreich war.
Das ist der Start einer Serie des Klein Reports, in der die Redaktion einigen Unternehmen den Puls nach den Corona-Lockerungen fühlt.
Wie sieht es beim börsenkotierten Aussenwerbekonzern nach der Öffnung vom 6. Juni aus? Können Sie uns eine Einschätzung der aktuellen Geschäftslage geben?
Markus Ehrle: «Die Tendenz zeigt klar nach oben. Auch wenn es in der Schweiz glücklicherweise nicht zu einem totalen Lockdown mit Ausgangssperren kam, hat die Bevölkerung geradezu herbeigesehnt, endlich wieder ‚out of home’ zu sein. Es sind immer mehr Leute zu Fuss, auf dem Velo, im ÖV sowie im Auto unterwegs ins Büro, in die Schulen oder in die Läden. Das sind gute News für die Beachtung unserer Werbeflächen und es ist ein Steilpass für alle Werbetreibenden, die mit analogen und digitalen Aussenwerbekampagnen Aufmerksamkeit generieren können.»
Und wie sieht die unmittelbare Zukunft für die APG|SGA aus?
Ehrle: «Wir spüren viele positive Anzeichen, was kurzfristige Buchungen und Offertanfragen betrifft, allerdings sind wir noch nicht auf dem Niveau des Vorjahres. Die behördlichen Massnahmen und der dadurch provozierte Konjunktureinbruch hatten seit Mitte März aber massive Auswirkungen auf unser Geschäftsmodell – in der Schweiz und auch in Serbien. Trotz drastischer Kostensenkungen wie zum Beispiel Kurzarbeit und Dividendenverzicht müssen wir deshalb mit einer deutlichen Verschlechterung unserer Finanzen rechnen.»
Auch der Werbemarkt erholt sich in Teilen wieder: Was sind Ihre Prognosen für die Entwicklung im Werbemarkt und in der Kommunikationsbranche?
Markus Ehrle: «Der Impact von Covid-19 und die Konsequenzen der Lockdown-Massnahmen auf die nationale und internationale Wirtschaft ist noch nicht wirklich absehbar. Vieles wird für die Kommunikationsbranche davon abhängig sein, in welcher Dimension es zu einer Rezession kommen und wie sich die Konsumentenstimmung entwickeln wird. Deshalb tue ich mich schwer mit irgendwelchen mittel- oder langfristigen Prognosen.»
Aber die Out-of-Home-Werbung wird überleben?
Ehrle: «Ja, ich bleibe für die APG|SGA und unser Medium äusserst optimistisch, denn die überzeugenden Faktoren wie Visibilität, hohe Reichweiten sowie Kontakte bei attraktiven Zielgruppen und das breite Kundenspektrum für die Out-of-Home-Medien bleiben trotz dieser Krise unverändert bestehen. Deshalb geben wir jetzt schon wieder Vollgas.»
Wann kam es eigentlich zu den ersten Lockerungen innerhalb der APG|SGA?
Ehrle: «Aufgrund der positiven Anzeichen bezüglich Aktivitäten und Erreichbarkeit unserer Kunden hatten wir uns bereits Ende Mai entschieden, nach Pfingsten unsere Geschäftsaktivitäten wieder hochzufahren.»
Und wie sieht es mit dem Instrument Kurzarbeit aus? Ist die APG|SGA noch auf Kurzarbeit? Wenn ja, welche Bereiche sind noch davon betroffen?
Markus Ehrle: «Alle Büro-Angestellten waren ab dem 24. März in partieller Kurzarbeit. Am 2. Juni konnten wir diese gänzlich beenden. Dies, um einerseits für unsere Werbekunden und Partner wieder voll da zu sein und um andererseits die operativen und strategischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches zweites Halbjahr 2020 und auch für die folgenden Jahre zu schaffen. Die Mitarbeitenden, die im Logistikcenter und im Logistikservice angestellt sind, sind noch bis zum 22. Juni auf Kurzarbeit. Dass wir in diesem Bereich die Kurzarbeit aufheben können, ist unter anderem dem Erfolg von unserem ‚Welcome back Out-of-Home’-Angebot zurückzuführen.»
Wie meinen Sie das?
Ehrle: «Unser kurzfristig angestossenes ‚Welcome back Out-of-Home’-Angebot zur Unterstützung der KMUs stösst auf grosse Resonanz bei Kunden. Wir haben sehr früh nach den ersten Lockerungen eine Aktion lanciert, um die kleineren und mittleren Betrieben in ihren Bemühungen bezüglich Wiederankurbelung der Geschäftsaktivitäten zu supporten. Verbunden damit haben wir auch eine schweizweite Kampagne auf unseren analogen und digitalen Werbeträgern lanciert, welche die Konsumenten mit einem augenzwinkernden ‚Welcome back Out-of-Home’ animiert, den Lockdown zu verabschieden und sich wieder auf den Besuch von Geschäften und Restaurants zu freuen. Da diese Aktion erfolgreich war, führte sie zu Mehraufwand im Plakataushang und in der Logistik.»
Werden die Büros der APG|SGA wieder belebter? Sind die Mitarbeitenden wieder zurück? Und wie sehen die internen Schutzkonzepte aus?
Ehrle: «Die meisten sind wieder im Büro. Aber Arbeiten im Homeoffice ist weiterhin partiell möglich und für Mitarbeitende, welche zu Risikogruppen gehören oder spezifische Bedürfnisse geltend machen, werden individuelle Regelungen getroffen. Wir haben zudem sichergestellt, dass die vom BAG empfohlenen Distanzregeln in unseren Büros und in den Betrieben an allen Standorten eingehalten werden können. Wir appellieren aber auch an die Eigenverantwortung und Disziplin unserer Mitarbeitenden. Wir stellen zudem an jedem Standort Schutzmasken zur Verfügung. Ausserdem sind für die gemeinsamen Sitzungs- und Aufenthaltsräume Personenbeschränkungen eingeführt und entsprechend signalisiert. Desinfektionsmittel stehen zur Verfügung und unsere Reinigungsequipen sind angehalten, sorgfältig und regelmässig die neuralgischen Stellen zu reinigen.»
Wie geht es jetzt weiter? Was steht konkret an?
Ehrle: «Die Aufhebung der Kurzarbeit und das Re-Onboarding führte zu einer wiedergewonnenen Dynamik und einer spürbaren Beschleunigung von Austausch, Aktivitäten und Projekten. So konnten wir zum Beispiel letzte Woche erfolgreich unsere Programmatic-Advertising-Plattform ‚launchen’ und die Arbeiten an unseren E-Commerce- und Innovations-Projekten gehen mit voller Kraft weiter.»