In einem ganzseitigen Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) hat sich Ringier-CEO Marc Walder am Dienstag gegen die Kritik verteidigt, er habe die Redaktionen auf Linie bringen wollen.
Der ganze Medien-Wirbel der letzten Tage dreht sich im Kern um einen einzigen Satz, den Marc Walder vor einem Jahr in einem Business-Talk fallen liess. Wortwörtlich sagte der Ringier-CEO damals vor der Schweizerischen Management-Gesellschaft: «Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt –, auf meine Initiative gesagt, wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, damit wir gut durch die Krise kommen.»
In dem NZZ-Interview mit Christina Neuhaus beschreibt Marc Walder nun zunächst einmal die Haltung von Ringier im Umgang mit der Pandemie: «Wir befolgen und stützen Massnahmen wie Distanzhalten, Maskentragen, Testen, Impfen, Boostern sowie die Einführung von 2 G und 3 G proaktiv.»
Darauf reagiert Neuhaus mit der Frage, ob er diese Haltung den Redaktionen «verordnet» habe. Das wäre ja immerhin das, was man mit Recht erwarten könnte, wenn man sich Walders Aussage bei jenem Business-Talk auf der Zunge zergehen lässt.
Doch ein Jahr nach jenem strittigen Statement wiegelt Marc Walder ab: «Nein», antwortet er der Leiterin des NZZ-Inlandressorts: «Die Besitzer-Familie, der Verwaltungsrat, das Management und die Redaktionen waren und sind sich seit Beginn der Pandemie bei diesen fundamental wichtigen Punkten einig. Dieser Dialog zwischen dem Management und den Redaktionen – sei es bei einem Kaffee oder bei einem Abendessen – war stets ein wichtiger Teil der Kultur in diesem Unternehmen.»
Der Klein Report muss schon das Lesetempo etwas drosseln, um mitzubekommen, wie schnell und glatt es geht, dass sich eine mit Recht vermutete «Verordnung» plötzlich verwandelt in eine gemütliche Dialogkultur beim Cappuccino und eine traute Einigkeit, die einen Konzern mit 3'000 Mitarbeitenden in den grundlegenden Fragen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zusammenschweisst und schon immer zusammengeschweisst hat.
Ein Eingeständnis macht Walder dann doch noch, und zwar in der Frage, ob Ringier auch jene Regierungen wie beispielsweise die ungarische unterstützten wolle, deren Massnahmen nicht halb so freiheitlich seien wie diejenigen der Schweiz.
«Diese Aussage war missverständlich formuliert. Das war ein Fehler», gesteht der CEO ein. Ringier würde «sinnvolle und wichtige» Massnahmen stützen wie Maskentragen, Testen oder Impfen.