Mediaschneider und Hoy sind zum Courant normal zurückgekehrt. Mit Noch-CEO Manfred Strobl hat sich der Klein Report über die Auswirkungen des Coronavirus auf den Media-Mix und die Zielgruppen-Profile unterhalten. Und über seinen Wunsch, Schweizer zu werden.
«‘Courant normal‘ heisst bei uns heute circa 50 Prozent Anwesenheit der Mitarbeitenden im Büro unter Beachtung des Schutzkonzepts und ansonsten organisiertes Homeoffice. Wir sind damit produktiver als erwartet», so Strobl, der noch bis Ende September die Geschäfte der Zürcher Mediaagentur führt.
Aber klar, der Lockdown war natürlich auch für Mediaschneider happig, «insbesondere im operativen Geschäft, also der Aussteuerung der Werbung und der Abwicklung».
In der Beratung sei das auch zu spüren gewesen, allerdings deutlich geringer. «Mittlerweile sind wir bei Mediaschneider (Consulting) wieder vollbeschäftigt und bei Hoy (Operations) wieder deutlich besser als während des Lockdown, wenngleich noch nicht auf 100 Prozent gesamthaft.»
Von der Kurzarbeit betroffen waren laut Manfred Strobl alle, die für solche Kunden arbeiten, welche ihre Investments zurückgenommen haben.
Würde der Lockdown nochmals hochgefahren, wäre das «eine Katastrophe». «Ein erneutes Abbremsen der Schweizer Wirtschaft wäre fatal für uns alle und würde auch etablierte und erfolgreiche Agenturen tief abrutschen lassen», prophezeit Strobl.
«Falls wir bei den BAG-Zahlen aber 'unten durch‘ kommen, dann wird das ein positiver Herbst und eine gute Vorweihnachtszeit und unsere Branche wird sicher aufholen - allerdings auf tieferem Niveau.»
Die Pandemie hat vieles verändert, auch den Media-Mix. Strobl spricht von «Kollateralschäden» bei einzelnen Kanälen. «Bei Print reden wir über einen beschleunigten negativen Trend, der nichts mit dem Lesermarkt zu tun hat, denn dieser ist grosso modo während der Lockdowns gestiegen.»
Kino sei ein speziell schwieriges Thema. Vieles hänge hier von den künftigen BAG-Zahlen ab. Falls uns wieder mehr und mehr Fälle drohen, werde das ein «katastrophales Kinojahr». Falls es besser wird, dann könne das Kino noch etwas aufholen, werde aber weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleiben.
«Ganz anders sieht es bei den Screens aus. Wir sehen klar eine gestiegene Hinwendung zum digitalen Share of Advertising, schon allein aus Performance-Gründen.»
Angesprochen auf die Zielgruppen-Profile, sagte Manfred Strobl zum Klein Report: «Wir überprüfen die Zielgruppen regelmässig und natürlich gibt es Anpassungen, wenn sich zum Beispiel das Kaufverhalten durch E-Commerce signifikant verändert.» Zudem seien auch Veränderungen im Bewusstsein, bei den Werten und im Sozialverhalten zu beobachten. «Hier sind Adjustierungen nötig, da sind wir dran.»
Laut den neusten Zahlen von Mediapulse hat das Radio im ersten Semester 2020 mit 78 Prozent der Bevölkerung 3 Prozent weniger erreicht als 2019. TV erreichte mit 68 Prozent 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zeitungen und Onlineportale meldeten allerorten Klick-Rekorde.
«Vieles wird sich jetzt wieder zurückdrehen», so Strobl. «Allerdings wird der digitale Konsum ungebremst zunehmen – unter anderem, weil die Digitalisierung der Wirtschaft und unseres ganzen Lebens unaufhaltbar ist.»
Nach sechs Jahren bei der Mediaschneider AG nimmt Manfred Strobl auf Ende September den Hut. «Es gilt einige persönliche Ziele zu realisieren, mein Wunsch ist es, ein Schweizer Bürger zu werden, und somit möchte ich gerne im Land bleiben, neue Pläne schmieden und diese dann ab 2021 umsetzen», sagte Strobl zu seinen nächsten Schritten nach Mediaschneider.
«Zunächst möchte ich allerdings gerne eine kurze Schaffenspause machen - nicht mehr und nicht weniger.»