Pietro Supino dürfte in den nächsten Tagen ein paar Mails mehr in seinem Mail-Account vorfinden.
Bereits vor ein paar Tagen hat die Tamedia-Spitze und die Führung des «Tages-Anzeigers» einen Brief von vielen Zürcher Theaterhäusern erhalten, in dem diese fordern, den Abbau der Kulturberichterstattung im «Tages-Anzeiger» und im «Züritipp» zu stoppen.
Gemäss den Initianten erhielten sie eine Antwort mit einem Gesprächsangebot für den Herbst. Dann sei allerdings der Relaunch beim Ausgeh- und Kulturmagazin schon über die Bühne gegangen.
Nun erhält der CEO der TX Group einen Massenmail-Aussand mit dem Betreff: «Es reicht - für ein solides Feuilleton!» In der automatisierten Mail-Vorlage werden wieder «Herr Supino», und die Herren der Chefredaktion der Tamedia» und die «Damen und Herren der Chefredaktion des 'Tages-Anzeigers‘ angesprochen.
Gefolgt mit einem dringenden Wunsch oder Appell: «Als Theaterzuschauer*in und (Noch-)Leser*in des Tages-Anzeigers bitte ich die Verantwortlichen des Tages-Anzeigers und der Tamedia, die geplante Abschaffung der Sparte «Theater und Tanz» im Züritipp zu stoppen. Gleichzeitig würde ich einen Wiederausbau der Theaterberichterstattung in der Tageszeitung begrüssen.»
Hinter der Aktion steht das «sogar theater» von der Zürcher Josefstrasse 106. Das Team aus Künstlerinnen, Schauspielern, Schreiberinnen und Regisseuren weist das Zürcher Theaterpublikum darauf hin, dass der Ständerat vor Kurzem beschlossen hat, «die traditionellen Printmedien mit einem grosszügigen Betrag zu unterstützen, um den Journalismus unabhängiger von den Werbeeinnahmen zu machen».
Das töne vielversprechend und man sollte meinen, dass das auch eine Chance sein könnte, den schleichenden Abbau des Feuilletons und der Kulturberichterstattung rückgängig zu machen. Leider sei aber genau das Gegenteil der Fall.
Der «Tages-Anzeiger» plane einen weiteren Abbau der Kulturberichterstattung. Gemäss dem «sogar»-Team soll mit dem Relaunch des «Züritipps» im September die Sparte «Tanz und Theater» gestrichen werden.
Im Tagi werde in stark reduzierter Form über Kultur in der allgemeinen Rubrik «Leben» berichtet, «einer unverbindlichen Sammelrubrik für alle möglichen Themen». So wie man das aus Gratiszeitungen kenne. Der Kulturbund sei im «Tages-Anzeiger» ja schon abgeschafft worden.