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Mittwoch
31.05.2017

Medien / Publizistik

Bei der «NZZ am Sonntag» steht im Oktober ein grosser Wandel bevor, vielleicht sogar der grösste seit der Gründung 2002: Erstmals heisst der Chefredaktor dann nicht mehr Felix E. Müller, sondern Luzi Bernet.

Im Interview mit dem Klein Report erklärt der designierte NZZaS-Chef, weshalb er nach sieben Jahren bei der «Neuen Zürcher Zeitung» wieder zum Sonntagstitel zurückkehrt. Zudem spricht er über die Wirtschaftlichkeit der publizistischen Eigenständigkeit und über Sparmassnahmen der «NZZ am Sonntag».

Wie viele Gespräche haben Sie geführt, bevor Sie wussten, dass Sie Chefredaktor der «NZZ am Sonntag» werden wollen?

Luzi Bernet: «Es gab einige Gespräche – und am Ende einen Entscheid, über den ich mich sehr freue.»

Für Sie persönlich ist es eine Rückkehr, nachdem Sie bereits zum Gründungsteam der NZZaS gehörten: Weshalb haben Sie sich entschieden, von der Tageszeitung NZZ wieder zurück zur Sonntagszeitung zu wechseln?

Bernet: «Ich war acht Jahre bei der ´NZZ am Sonntag` und gut sieben Jahre bei der ´Neuen Zürcher Zeitung`. In beiden Redaktionen habe ich mit hervorragenden Journalistinnen und Journalisten gearbeitet. Chefredaktor der ´NZZ am Sonntag` zu werden, ist eine einmalige Chance. Im Moment kann ich nur sagen: Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe. Die Herausforderungen, die ein solches Amt natürlich auch mit sich bringt, kommen dann noch früh genug.»

Die Mediengruppe betont in ihrer Mitteilung die publizistische Eigenständigkeit der NZZaS, während die Tendenz in der Branche eher in Richtung Konsolidierung der Redaktionen geht: Können Sie erklären, inwiefern sich die NZZaS von anderen Titeln unterscheidet?

Bernet: «Die ´NZZ am Sonntag` hat ein eigenständiges publizistisches Profil. Das sehen Sie nur schon daran, dass sich ihre Leserschaft nur zu etwa einem Drittel mit derjenigen der ´Neuen Zürcher Zeitung` deckt. Wir können also in der Summe mehr Leserinnen und Leser erreichen, wenn sich die Tageszeitung vom Sonntagstitel unterscheidet. Das soll so bleiben.»

Werden Sie bei der NZZaS Sparmassnahmen durchführen müssen?

Bernet: «Jedes Unternehmen muss immer sparen. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Die Frage ist, wie man das tut. Wir sparen da, wo es die Qualität der Publizistik nicht tangiert. Gleichzeitig – und da unterscheiden wir uns von anderen Medienunternehmen – haben wir auch die Möglichkeit, zu investieren, wenn wir damit unsere Angebote verbessern und mehr Leserinnen und Leser gewinnen können. Was ich sehr schätze bei uns: Journalisten werden nicht als Kostenfaktor, sondern als Ressource angesehen.»

Was können Sie über Ihre redaktionellen Vorstellungen sagen?

Bernet: «Das publizistische Profil der ´NZZ am Sonntag` soll sich nicht ändern. Sie soll keine siebte Ausgabe der Tageszeitung werden. Wir pflegen diese Vielfalt bewusst – auch weil sie ökonomisch Sinn macht.»

Wo sehen Sie das grosse Potential und die Zukunft der «NZZ am Sonntag»? Was möchten Sie mit der Zeitung erreichen?

Luzi Bernet: «Ich fange erst im Herbst bei der ´NZZ am Sonntag` an. Es ist also zu früh, um über Zukunftsvisionen zu sprechen. Was ich jetzt schon sagen kann: Wir werden sicher einen Schwerpunkt im Digitalen setzen.»