Der Druck auf die SRG-Leitung in der Standortfrage des Radiostudios wird immer grösser: Der Nationalrat schreckt auch vor einem Eingriff in die operative Autonomie des überwiegend gebührenfinanzierten Unternehmens nicht mehr zurück, um zu erreichen, dass das SRF-Radiostudio in Bern bleibt.
Nach diesem klaren Zeichen aus der Politik verlangten die Umzugsgegner am Dienstag, dass die SRG doch noch einlenkt: Stadt und Kanton Bern sowie die Hauptstadtregion Schweiz forderten von der Unternehmensleitung, «die Arbeiten zum Abzug des Radiostudios zu stoppen und sich rasch dem Dialog mit der Politik und der Zivilgesellschaft zu stellen», wie sie gemeinsam mitteilten.
Auch das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) insistierte darauf, dass der SRG-Verwaltungsrat seinen Entscheid vom 19. September 2018 überdenkt und sich «ernsthaft mit Alternativem zum Umzug auseinandersetzt», so ein weiteres Kommuniqué vom Dienstag.
Das Personal vom SRF-Radiostudio Bern wäre laut SRG-Gewerkschaft massiv vom Umzug betroffen. «Eine überwältigende Mehrheit der heutigen Mitarbeitenden plant gemäss einer Umfrage des SSM, den Umzug nicht mitzumachen und das Unternehmen zu verlassen.»
Es sei nun die «letzte Möglichkeit, einen Marschhalt zu machen, um gute, breit abgestützt Lösungen zu finden», erklärte das SSM weiter. Das Personal des Radiostudios sei immer noch bereit, seine Ideen einzubringen, sofern die SRG ihre Konzeptpläne transparent vorlegen würde.
Die SRG selber reagierte vorsichtig-zurückhaltend auf die politischen Alarmglocken aus dem Nationalrat. Edi Estermann, Leiter Medienstelle SRG, bezog auf Nachfrage des Klein Reports Stellung: «Wir verfolgen die politische Debatte zu einer möglichen gesetzlichen Verankerung der SRG-Produktionsstandorte sehr aufmerksam. Die SRG hat sich an den von der Politik definierten Rahmenbedingungen auszurichten.»
Estermann verweist darauf, dass sich nun die Medienkommission des Ständerats erneut mit der Thematik befassen wird. Diese hatte sich zuletzt deutlich auf die Seite der SRG-Spitze gestellt. Es bestehe «kein politischer Handlungsbedarf» in der Umzugs-Frage.
Der SRG-Sprecher dazu: «Sollte das laufende Reform- und Sparprogramm der SRG nicht wie angedacht umgesetzt werden können, wird dies die SRG vor grosse Herausforderungen stellen. Die SRG hat einen Sparauftrag und muss die digitalen Entwicklungen agil nachvollziehen können.»
Edi Estermann versicherte, dass die föderale Ausrichtung und die regionale Verankerung «unverrückbare Leitplanken» der Radio- und Fernsehgesellschaft bleiben sollen. «Auch bündeln immer mehr öffentliche Medienhäuser Europas ihre Redaktionen, um auf die Konvergenz der Medien zu reagieren und ihr digitales Angebot zu entwickeln», so Estermann. «Beim Service public führen diese Bündelungen insgesamt nicht wie befürchtet zu weniger Medienvielfalt, sondern zu einer Stärkung des Angebots.»