Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko bei Konzerten? In Leipzig wird das an diesem Wochenende getestet. Das Experiment ist der Martin-Luther-Universität in Halle eine Million Euro wert.
In der Leipziger Veranstaltungsarena wird am Samstag der Musiker Tim Bendzko für einen guten Zweck singen. Kein Benefiz-Konzert allerdings, sondern ein sehr teures Experiment. Das Konzert dient auch nicht in erster Linie dem Vergnügen, sondern der Forschung.
Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle wollen herausfinden, unter welchen Bedingungen trotz der Corona-Pandemie Indoor-Grossveranstaltungen stattfinden können.
Der Leiter der Klinischen Infektiologie des Hallenser Universitätsklinikums, Stefan Moritz, hat das Experiment «Restart-19» entwickelt. Die Kosten von einer Million werden von den Ländern Sachsen-Anhalt und Sachsen finanziert, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schreibt.
4'200 Probanden sollten daran teilnehmen. Angemeldet haben sich bis jetzt nur 2'210 Personen. Das sei aber genug, dass «Restart-19» stattfinden könne.
Jeder angemeldete Teilnehmer wird zu Beginn per Abstrich auf eine Corona-Infektion untersucht. Am Samstag werden dann rund um die Arena drei Szenarien durchgespielt: zunächst ein Konzert unter normalen Bedingungen, danach ein Konzert mit mehr Einlässen und etwas grösserem Abstand zwischen den Plätzen sowie schliesslich ein Konzert mit weniger Teilnehmern und durchgehend 1,50 Meter Abstand.
Alle Probanden sind mit Masken und Trackern ausgerüstet. Über diese wollen die Forscher die Bewegungen beim Einlass, während des Konzerts und in den Pausen nachvollziehen können. Zudem steht fluoreszierendes Desinfektionsmittel bereit, das den Forschern später ermöglicht, besonders häufig berührte Flächen zu identifizieren.
Die Verbreitung von Aerosolen während der drei Szenarien wird später mithilfe eines Computermodells simuliert. Auch die Lüftungsanlage wird in die Berechnung einbezogen.
Die Ergebnisse des Experiments sollen in rund sechs Wochen vorliegen.