Seine Stunden sind gezählt: Hanspeter Lebrument (75) setzt am Donnerstagmorgen in Luzern zum finalen Showdown an. Kommt es zu einem überraschenden Knall in der Mitgliederversammlung? Hält Lebrument eine humorvolle Rede? Oder will der Altherrenklub weiter wie zu Gutenbergs Zeiten agieren?
Der Klein Report hat im Vorfeld der Mitgliederversammlung Lebruments 13 Jahre als Präsident Revue passieren lassen. Fragt, warum der Verband nicht weiblicher und jünger wird und ob Kaspar Surber, der sich für den Vorstand empfohlen hat, überhaupt eine Chance hat.
Noch selten stand der Verband Schweizer Medien so im Fokus wie in diesem Jahr. Erwarten Sie eine explosive Verlegertagung?
Hanspeter Lebrument: Nein. In der Mitgliederversammlung wird es, hoffe ich, da und dort interessante Diskussionen geben und darauf freue ich mich.
Der Verband steht vor dem Auseinanderbrechen. Statt Einigkeit herrscht Chaos - siehe der Austritt Ringiers und siehe auch das Vermarktungskonstrukt Admeira. Wie konnte es so weit kommen?
Im Verband herrscht Einigkeit. Ringiers ist wegen einer innerzürcherischen Auseinandersetzung aus dem Verband ausgetreten. Es hat immer wieder Zeiten gegeben, in denen grosse, mittlere und kleinere Verlage, etwa Mitte der 90er-Jahre und anfangs des neuen Jahrhunderts, ausgetreten sind. Einmal ging es um die Besetzung im Präsidium, das andere Mal, als rund 30 Verlage austraten, infolge Auseinandersetzung eines Gesamtarbeitsvertrages.
Sie treten nach 13 Jahren ab. Doch die Umstände sind alles andere als ideal. Ihr Abgang ist kein schöner. Wie sehen Sie das?
Ich bin gewählt worden, als vor mir rund 30 Verlage den Verband verlassen haben. Diese habe ich zum grossen Teil wieder zurückgeholt. Es war eine schöne Zeit, diese 13 Präsidentenjahre. Ich habe einen guten Nachfolger gefunden und mein Rücktritt hätte ich mir nicht besser vorstellen können.
Sie mussten als aktiv agierender Präsident dafür sorgen, dass das Schiff nicht untergeht. Kritiker sagen, dass Sie es nicht geschafft haben, den Verband in ruhigere Wasser zu führen. Was antworten Sie Ihren Kritikern?
Das Verbandsschiff war nie im Untergehen, aber wie praktisch jede Medienunternehmung muss auch der Verband mit weniger Mittel auskommen. Werbe- und Nutzermarkt sind zurückgegangen. Das merken alle, die in den Medien tätig sind.
Wie reagiert eigentlich der grosse Mittelbau im Verband - also die Mitglieder - darauf, dass die Oberen finanziell abschöpfen?
Kann ich nicht beantworten. Ich weiss nicht, wer finanziell was abschöpfen soll.
Wie gut ist die Stimmung aus Ihrer Sicht an der Verbandsbasis?
Die Stimmung ist gut. Die Leistungen, die der Verband zu erbringen hat, werden auch in dieser schwierigeren wirtschaftlichen Zeit erbracht.
In Bundesbern erwacht mehr und mehr die Kenntnis, dass Admeira falsch ist. Haben Sie diesbezüglich auch schon Signale aus der Politik erhalten, namentlich von der CVP?
Nein, ich habe keine derartigen Signale erhalten.
Die meisten und wichtigsten Stellen der SRG sind von der CVP besetzt. Vor kurzem wurde Jean-Michel Cina zum neuen Präsidenten der SRG SSR gewählt. CVP Filippo Lombardi, der mit subventionierten Millionen seinen Sender Tele Ticiono betreibt. Und: Last but not least gehört auch die Medienministerin Doris Leuthard der CVP an.
Die Zusammensetzung der SRG ist Angelegenheit der dafür gewählten Institutionen und interessiert den Verband Schweizer Medien nur am Rande.
Eine unheimliche Konstellation. Was denken Sie, wie das beim Volk ankommt?
Das Volk stimmt nicht über die Organe der SRG ab.
Der von Ihnen vorgeschlagene VSM-Nachfolger Pietro Supino ist in der Verlagsbranche nicht sehr beliebt. Was glauben Sie? Wird sich das in seinem Wahlergebnis niederschlagen?
Pietro Supino führt ein äusserst erfolgreiches Verlagshaus und ist sehr geachtet.
Was machen Sie eigentlich, wenn Pietro Supino nicht gewählt wird? Haben Sie einen Plan B?
Wir brauchen keinen Plan B. Pietro Supino ist mit seinen umfassenden Kenntnissen, vor allem auch in der digitalen Welt, ein idealer Nachfolger.
Als Vize-Präsidenten haben Sie Peter Wanner von den AZ Medien vorgeschlagen. In den Vorstand sollen neu Markus Somm und Andrea Masüger Einsitz nehmen. Es scheint, als soll es im Verlegerverband im gleichen, leicht angestaubten Weg weitergehen. Wäre es nicht endlich an der Zeit, jünger und auch weiblicher zu werden?
Wir machen es wie die Deutschen, die in Matthias Döpfner einen idealen Nachfolger für Helmut Heinen, der eben solange Präsident war wie ich, gefunden haben. Markus Somm ist bereits Mitglied des Präsidiums und Andrea Masüger ist als CEO Vizepräsident des MAZ und Schulratsmitglied von HTW Chur äusserst befähigt, im Präsidium das Departement Bildung zu übernehmen.
Sie als Somedia-Verleger versuchen, Ihren CEO Andrea Masüger im Verband nachzuziehen. Auf diese selbstorganisierte «Erbfolge» gibt es Opposition. Was sagen Sie dazu?
Nichts. Das ist eine Erfindung von Ihnen.
Kaspar Surber, der stellvertretende Redaktionsleiter der WochenZeitung, will für den Vorstand kandidieren. Erwarten Sie eine Palastrevolution? Räumen Sie ihm eine Chance ein?
Nein.
Warum ist eigentlich das Tessin oder die Westschweiz an der Spitze des Verlegerverbands nicht vertreten? Herrscht beim Verband Schweizer Medien ein Röschtigraben?
Die Deutschschweizer Verlage sind im Verband Schweizer Medien, die Westschweizer Verlage im Media Swiss und die Tessiner Verlage im Stampa Svizzera organisiert. Die drei Schwesterverbände arbeiten in medienpolitischen Fragen zusammen und dies seit vielen Jahrzehnten im guten Einvernehmen.