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Samstag
09.04.2011

Der Ort hätte kaum passender sein können: Die Veranstaltung «Medienvielfalt und Qualitätsanspruch» fand im Zunftsaal der «Schaffhauser Nachrichten» (SN) statt, die den Anlass zusammen mit dem Schaffhauser und dem Zürcher Presseverein organisiert hatte. Medien gibt es in Schaffhausen unzählige, der Kanton hat eine der höchsten Dichten an Titeln. Die SN, «schaffhauser az», «Schaffhauser Bock», «Schaffhauser Landzeitung», «Klettgauer Zeitung», «Steiner Anzeiger», «Schaffhauser Post», um nur die grössten Printtitel zu nennen. Bei dreien dieser Titel sind die SN Eigentümer, bei einem beteiligt.

Marianne Erdin, Präsidentin des «Klartext»-Stiftungsrates, sprach Norbert Neininger, Verleger und Chefredaktor der SN, denn auch gleich auf die Meinungsvielfalt im Kanton an. Er, der doch überall seine Hände drin habe. «Wenn man von Schaffhausen spricht, dann spricht man von Monopol und es wird impliziert, dass es uns blendend gehe», sagte Neininger. Das Bakom versuche aber, das «Monopol» zu brechen, wie etwa beim Konzessionsentscheid gegen seinen TV-Sender Schaffhauser Fernsehen, brachte er einen Seitenhieb auf Konkurrent Günter Heuberger an. Nur Medien mit einer starken Stellung könnten aber überleben.

Neininger hofft auf eine «Koalition der Vernunft» zwischen Konsumenten, Politik und Medien. «Wenn der Markt die Medien nicht am Leben erhält, dann braucht es Förderung», sagte er, ohne den Nachtrag zu vergessen: «Wenn sich der Staat aus der Medienpolitik raushält.» Es brauche eine Bewusstseinsänderung. Doch wenn er auf den Journalismus in Nordafrika schaue, dann könne er nur sagen: «Meine Sorgen möchte ich haben.»

Düsterer zeichnete Hans-Jürg Fehr, SP-Nationalrat und ehemaliger Redaktor bei der «schaffhauser az» (shaz), in seinem Impulsreferat das Bild der Schweizer Presselandschaft. Er verwies auf die vielen kleinen Zeitungen, unter anderem auf die shaz, die in prekären Verhältnissen stecken oder bereits unter ihrem Existenzminimum leben würden. «Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, wird die Pressekonzentration, also der Massentod der Titel, weitergehen», so Fehr. Seine Kritik richtete sich vor allem an die Gratiszeitungen.

Er sprach von Rudel- und Lemming-Journalismus, wo nur noch abgeschrieben statt recherchiert würde. Die Medien betrieben Skandalisierung, Personalisierung und suchten die konfliktträchtigen Themen, statt nach Relevanz zu gewichten. «Der Informationsgehalt muss hoch sein», sagte er. Wenn unterdessen Gemeinden beginnen würden, selbst Zeitungen herauszubringen, um die Bürger zu informieren, dann sei das wohl das Schlechteste, was passieren könne. «Die Gratiszeitungen sind Flachmalerei, da ist nichts dahinter», sagte er. Das störe ihn aber weniger als der Umstand, dass aufgrund des Renditedenkens der «Tages-Anzeiger» hätte bluten müssen.

Norbert Neininger warf dann den doch eher unkonventionellen Vorschlag in den Raum, man könnte pro Gratiszeitung von den Verlagen einige Franken als Abfallgebühr einkassieren, um die Qualitätsmedien - gemäss der Diskussion die Abo-Printtitel - zu fördern. Hans-Jürg Fehr hingegen sprach sich in der anschliessenden Podiumsdiskussion für eine «Content Tax» für Online-Dienste wie Google aus. «Das Unternehmen lebt von Leistungen, die andere finanziert haben», so Fehr.

An der Podiumsdiskussion nahmen die beiden weiteren Referenten Hannes Germann, Schaffhauser SVP-Ständerat und ehemaliger SN-Wirtschaftsredaktor, Kurt Schaad, Chairman und Mitbegründer des Jugend-TV-Senders «Joiz», und Susi Stühlinger, Redaktorin bei der shaz, teil.