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Montag
11.12.2017

Medien / Publizistik

Heimgartner (2.v.r.) übte sich in Selbstkritik

Heimgartner (2.v.r.) übte sich in Selbstkritik

Trotz alarmierenden Umfragezahlen herrscht bei den Gegnern der «No Billag»-Initiative Zuversicht: So glaubt die stellvertretende SRG-Generaldirektorin Ladina Heimgartner gar, dass letztlich «eine grosse Mehrheit ein Nein in die Urne legen wird». Unabhängig von der Initiative habe das Medienunternehmen aber eine «ganze Menge Hausaufgaben» vor sich.

Es herrscht Unruhe in der Schweizer Kulturszene: Denn neben der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) und den konzessionierten Privatsendern wären auch viele Kulturschaffende, welche von der SRG unterstützt werden, von einer Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren betroffen.

Der Verein Zürich für den Film lud deshalb am Donnerstag zu einer Gesprächsrunde zur «No Billag»-Initiative in den rappelvollen Saal des Zürcher Kinos Xenix. Dort durften «Wochenzeitung»-Chefredaktorin Susanne Boos, der Filmschaffende Ivo Zen sowie Diego Yanez, Direktor der Schweizer Journalistenschule MAZ, und SRG Vize-Generaldirektorin Ladina Heimgartner ihre Argumente für eine Ablehnung von «No Billag» vorbringen.

Wenig erstaunlich repetierten die vier dabei in einem perfekten Kanon, wie wichtig die SRG für das Funktionieren der Schweizer Demokratie sei und deshalb auf keinen Fall verschwinden dürfe. Auf neue Argumente im Abstimmungskampf wartete der politisch interessierte Zuhörende vergeblich.

Kurzzeitig interessant wurde es nur, als ein Zuhörer Ladina Heimgartner mit der Frage konfrontierte, ob sie überhaupt noch eine Chance sehe, die Abstimmung zu gewinnen. Die überraschende Antwort der ehemaligen Direktorin von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR): «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Abstimmung gewinnen.»

Zwar müsse man die Initiative «sehr, sehr ernst nehmen», nach Einsetzung der Meinungsbildung glaube sie jedoch, dass «eine grosse Mehrheit ein Nein in die Urne legen» werde. Diese Zuversicht ist erstaunlich, da verschiedene bisherige Umfrageergebnisse doch einen klaren Vorsprung der Befürworter indizieren.

Daneben nutzte sie die Plattform im altehrwürdigen Xenix, um sich in Selbstkritik zu üben. So sagte sie, dass die SRG «in den letzten Jahren sicher nicht alles richtig gemacht» und deshalb nun «eine ganze Menge Hausaufgaben» vor sich habe. Um welche Fehler es sich dabei konkret handelt und ob die unheilige Vermarktungsallianz Admeira zu diesen Fehlern gehörte, führte sie nicht weiter aus.

Überhaupt bleibt fraglich, ob diese offene Darstellung der geläuterten SRG viel mehr als nur ein reines politisches Kalkül darstellt. Denn ihre demütige Haltung zeigte Heimgartner bereits am diesjährigen Journalismus-Tag vom 8. November in Winterthur. Dort sagte sie in der abschliessenden Podiumsdiskussion vage: «Wenn die Leute die SRG als arrogant empfinden, muss man was machen.»