Der «Schweizer Journalist» und dessen Chefredaktor Kurt W. Zimmermann gehen nach gut drei Jahren wieder getrennte Wege. Im Interview mit dem Klein Report erklärt Zimmermann, weshalb seine Positionen und diejenigen von Verleger Johann Oberauer schon seit längerer Zeit nicht mehr kompatibel sind.
Als ihr Nachfolger David Sieber im September die AZ Medien verlassen hatte, haben Sie geschrieben: «Wenn zwei Männer, also Peter Wanner und David Sieber, sich wechselseitig auf die Nerven gehen, warum sollen sie dann weiter zusammenarbeiten? Das gibt es manchmal, zwei Männer, die sich einfach nicht mehr riechen können.» Sind Sie und Herr Oberauer nun auch an diesem Punkt angekommen?
Kurt W. Zimmermann: «Nein, wir sind auch privat weiterhin gut befreundet.»
Wann wurde klar, dass Sie die Chefredaktion beim «Schweizer Journalisten» abgeben werden? Was war aus Ihrer Sicht der Hauptauslöser?
Zimmermann: «Der Auslöser war ein wohlwollender Artikel von mir über die Zentralredaktion von Tamedia im letzten Februar. Johann Oberauer meinte, unsere Leser würde hier viel kritischere Töne erwarten. Wir haben uns dann mehrmals über unsere unterschiedlichen Standpunkte unterhalten, konnten uns aber nicht einigen.»
Laut Johann Oberauer waren Sie mit Ihrer Haltung zu nah bei den Verlagen und zu wenig nah bei den Journalisten: Wie erklären Sie, dass Sie beim Joint Venture CH Media oder beim Verkauf der «Basler Zeitung» jeweils Partei für die Verlagshäuser ergriffen haben?
Zimmermann: «Ich glaube, die Verlage machen das Beste aus der schwierigen Situation. Sie haben neue Kooperationsmodelle gefunden, statt einfach Zeitungen einzustellen. Das anerkenne ich. Ich denke, die neuen Mantelredaktionen werden die Qualität der angeschlossenen Zeitungen verbessern und nicht verschlechtern.»
Haben Sie den Abbau von 200 Vollzeitstellen bei CH Media schöngeredet?
Kurt W. Zimmermann: «Ich habe gesagt, es seien nur wenige Journalistenstellen betroffen. Für diese Aussage habe ich gute Quellen.»
Nach Ihrem strittigen Thailand-Tweet haben 13 Leser ihr Abo gekündigt: War der Tweet ein Fehler? Wurde er Ihnen im Nachhinein zum Verhängnis, weil sich danach grosser Widerstand gegen Sie aufgebaut hat?
Zimmermann: «Das war ein Ausrutscher, aber die Grundsatzdiskussionen über den Kurs des ´Schweizer Journalisten` haben vorher begonnen. Von Widerstand würde ich nicht reden. Widerspruch hingegen gab es schon, aber das ist erwünscht und gehört dazu.»
Hatten Sie jemals das Gefühl, dass Sie die Leserinnen und Leser vom «Schweizer Journalisten» nicht mehr hinter sich hatten?
Zimmermann: «Nein, denn die Abozahlen und besonders die Verkaufszahlen am E-Kiosk waren sehr gut.»
These: Dadurch, dass Sie in Thailand leben, ist Ihr Blick auf die Schweizer Medienlandschaft weniger scharf, als wenn Sie diese aus der Nähe beobachten würden. Was sagen Sie dazu?
Zimmermann: «Möglicherweise ist etwas Distanz hilfreicher, als wenn man sich in der Blase bewegt. Und ich bin ja oft in der Schweiz und treffe die wichtigsten Vertreter unserer Medienbranche dann regelmässig zum Kaffee, Lunch oder Aperitif.»
Ab April 2019 schreiben Sie als Autor für «kress pro», daneben wohl auch weiterhin als Kolumnist für die «Weltwoche»: Haben Sie weitere Aufgaben im Blickfeld?
Zimmermann: «Ich bin inzwischen 67. Da gehe ich es etwas lockerer an.»