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Sonntag
18.04.2010

Medien / Publizistik

In der Zürcher Kanzleiturnhalle im Chreis Cheib (Kreis 4) ging am Donnerstagabend die Post ab, als das Buch «Kult Zürich Ausser Sihl» vorgestellt wurde. Hunderte drängten in die Halle und fanden kaum Platz: Darunter waren die scheidende Stadträtin Esther Maurer oder Nationalrat Dani Vischer von den Grünen. Tout Zurich fand sich nicht ein, aber die Kreis-4-Szene aus Politik und Kunst, 68er-Gilde und Alternative waren prominent vertreten. Im Buch sind auch Künstler wie Gottfried Honegger oder Richard Paul Lohse, zwei wichtige Vertreter der Konkreten Kunst, mit Beiträgen vertreten.

Die launige Begrüssung und Moderation des Abends durch den Kreis-4-Historiker Hannes Lindenmeyer setzte bereits erste Glanzpunkte. Silvio Baviera, der Spiritus rector des Buches über ein besonderes Quartier, sprach die Worte gelassen aus: «Es handelt sich bei diesem Werk um eine weltweit einzigartige Darstellung und Reflektion über ein urbanes Quartier. Mit über 80 Autoren und 640 Seiten ist ein Kompendium der besonderen Art entstanden. Der langjährige Pfarrer der Sankt Jakob Kirche hielt Rückschau auf sein Wirken im Dschungel von Drögeler, Alkis und Outlaws am Zürcher Stauffacher.

Der Arzt Bruno Baviera berichtete aus seiner Zeit als Notfallarzt im Kreis 4. Da kamen allerhand Typen in die Praxis, die «dem Teufel ab em Karren gefalle sind». Einer der mit drei Feuerwaffen bewaffnet die Gegend bedrohte, forderte für die Vermittlung mit den Behörden und der Polizei den Arzt, der ihn behandelt hatte. Offenbar der Einzige, dem er das nötige Vertrauen schenkte.

Der Autor und «NZZ am Sonntag»-Journalist Willi Wottreng legte im Buch die turbulente Welt des einstigen Stützlisex-Königs Gody Müller offen und berichtete an der Kult-Vernissage in Anekdoten über den rasanten Aufstieg Müllers zum Millionär und dann der freie Fall in die Tiefe bis ins Obdachlosenheim im Selnauquartier, wo er auch gestorben ist. Müller sei trotz dieser Vita nie verbittert gewesen und habe gerne von der damaligen Goldgruben-Zeit erzählt; bis die Stadtbehörden ihm das Treiben mittels Gesetz abgestellt hatten.

Musikalisch stand der Abend ganz im Zeichen des Rock-Kults. Die Band «The NewMen» sorgte für einen harten Rock-Sound, wie ihn einst die Britenbands wie «Swinging Bluejeans» oder die bekannteren «Rolling Stones» in den sechziger Jahren zelebrierten.

Das Buch «Kult Zürich Ausser Sihl - das andere Gesicht» kann beim Verein Kult Zürich Ausser Sihl, Galerie/Museum Baviera, Zwinglistrasse 10, 8004 Zürich (s.baviera@bluewin.ch) zum Preis von 38 Franken bezogen.