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Donnerstag
24.07.2014

Medien / Publizistik

Ausschnitt aus dem Originalvideo

Ausschnitt aus dem Originalvideo

Der «SonntagsBlick» stand an diesem Wochenende wenig erstaunlich im Zeichen des Flugzeugabsturzes in der Ukraine. «Putins skrupellose Rebellen treten die Würde der Opfer mit Füssen - was sind das bloss für Menschen!», titelte die Boulevardzeitung.

Auf der Frontseite sind mehrere Personen in Militäruniformen zu sehen, einer hält ein Plüschtier in der Hand. Gemäss der Sonntagszeitung sollen die Soldaten das Spielzeug «wie eine Trophäe» in den Händen gehalten haben.

In einem Video, das von einem russischen Sender auf Youtube gestellt wurde und die Szene der Entstehung des Titelbildes zeigt, wird dieser Eindruck allerdings nicht bestätigt. Der Soldat hält lediglich das Plüschtier für die Journalisten in die Höhe und bekreuzigt sich anschliessend.

Nicht nur der «SonntagsBlick» verbreitete das Bild, schon zuvor machte das Motiv auf Twitter die Runde. Auch auf dem Kurznachrichtendienst ist in mehreren Nachrichten vom Plüschtier die Rede, das dem Soldaten als «Trophäe» gedient haben soll.

Die putinfreundliche «Russia Today» griff die Reaktionen in den westlichen Medien auf das Bild dankbar auf und warf diesen - nicht zum ersten Mal in diesen Tagen - vor, voreingenommen über das Geschehen in der Ukraine zu berichten. Twitter sei schnell, manchmal zu schnell, heisst es in einem Beitrag unter dem Titel «Pervertierte Wahrheit» auf dem russischen Onlineportal. Aber auch grosse Medienhäuser wie NBC hätten das Bild in einem falschen Kontext verwendet.

So habe der Soldat, der angeblich den Teddybären eines Opfers als Trophäe in die Höhe halte, nur den Toten seine Ehre erwiesen. «Wir wollen, dass diese Bastarde sehen, wen sie abgeschossen haben», soll er gesagt haben. Das Foto soll während eines Besuchs einer OSZE-Delegation aufgenommen worden sein.

Philippe Pfister, der stellvertretende Chefredaktor des «SonntagsBlicks», verteidigt die Wahl des Titelbildes. «Das Bild auf der Frontseite des letzten `SonntagsBlicks` dokumentiert die Situation im Absturzgebiet gut», meinte er gegenüber dem Klein Report nur.

Auf die Frage, ob das Bild in diesem Kontext richtig gewählt worden sei, wich er aus und verwies auf einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung». «Dass dort unmenschliche Zustände herrschen, steht für uns ausser Frage. Nicht nur der `SonntagsBlick`, sondern auch andere Medien haben den pietätlosen Umgang mit den Toten und die Zerstörung des Tatorts scharf kritisiert.»

Auf den Zusammenhang zwischen Titel und Bildmotiv ging er nicht ein. «Unser Umgang mit Bildern - gerade im vorliegenden Fall - ist im übrigen sehr gewissenhaft», so Pfister. «Wir haben bei der Bildauswahl darauf geachtet, keine Fotos auszuwählen, auf denen man Opfer gesehen hat, auch auf Bilder von Leichensäcken haben wir verzichtet.»

Auf die Frage des Klein Reports, ob der «SonntagsBlick» mit dem aktuellen Titelbild nicht den Kritikern, die den westlichen Medien tendenziöse Berichterstattung vorwerfen würden, Vorschub leiste, gab der stellvertretende Chefredaktor keine Antwort.